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Skandal-Alltag

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(Schauspielhaus Graz; „Moral“ von Ludwig Thoma) schon dem Ausgedinge nahe - weil für veraltet gehalten - hat diese Satire auf bürgerliche Verlogenheit unerwartet wieder peinliche Lebensnähe bekommen. Zwar ist der Handlungsfaden dünn, aber wie der bayerische Autor die „Hungerkünstler, die heimlich essen“, diese Tugendwächter, die anderes bekennen als sie tun, diese Vertuscher, Heuchler und Systemerhalter auf seine spitze Feder spießt, beweist sein prophetisches Gespür. Da braucht es gar keinen Udo und keinen Poldi: Im eigenen Städtchen gibt es genug Anschauungsmaterial darüber, wie „der Skandal beginnt, wenn die Polizei ihm ein Ende bereitet“.

Mit solch heißer Aktualität hatten die Spielplangestalter wohl gar nicht gerechnet... Demgemäß ist das Vergnügen groß, auch wenn die Dialoge trotz gutgefeilter Mechanik (es ist ja ein „Text-Stück“) mehr Tempo vertragen hätten (Regie: Lucas Solange). Im ästhetisch-rationalen, nicht plüschenen Bühnenbild von Wolfram Skalicki spielen Franz Friedrich und Norman Hak-ker sehr präzise, kaum karikierte Typen.

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