(Deutsche Staatsoper Berlin; „Moses und Aron“ von Arnold Schönberg) Telefongespräche mit Gott hat sich Arnold Schönberg wohl nicht vorgestellt, als er in seiner Fragment gebliebenen Oper „Moses und Aron“ den Gegensatz zwischen Gedanke und Wort, Wort und Bild, Denken und Sein zu beschreiben und im Kunstwerk aufzuheben suchte.
Ruth Berghaus, skeptisch gegenüber dem daseinsphilosophischen Gleichnis, ging an der Deutschen Staatsoper Berlin (DDR) als ebenso skeptische Realistin ans Werk.
An einem Arbeitstisch der Atomkernspaltung leuchten Signallampen auf, aber Gott meldet sich über Telefon nicht. Die Annahme von Ursache und Wirkung als Einbahnstraße, die Hybris der Kausalität, der Götze Fortschritt als Selbstzweck führen auf den Friedhof der Menschheit. Die Regisseurin hat den befremdenden und erhellenden Blick, der Komponist Friedrich Goldmann am Pult den kenntnisreich-sinnen-haften Durchblick, die Protagonisten Theo Adam (Moses) und Reiner Goldberg (Aron) vermitteln bruchlos zwischen Wort und Ton und Regie.
