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Spaß mit Sozialismus

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Aktionskünstler in Orange verunsichern seit Wochen die Straßen im polnischen Breslau. Als Stadtstreicher verkleidet und unter den Klängen einer Blasmusikkapelle zogen sie am 15. Februar erstmals durch die Breslauer Innenstadt und sangen:

„Die zweite Etappe der Reform ist der Fasching, die dritte wird Aschermittwoch sein.“

Die Polizei habe das gar nicht lustig gefunden, erklärte einer der Happeners der FURCHE. „Aber wir werden keine Ruhe geben. Wir wollen Spaß haben. Die Politik überlassen wir den Kommunisten und Alt-Oppositionellen.“

Man will mit dem bunten Treiben, das in Breslau immer wieder die Straßen bestimmt, beide Seiten karikieren.

„Denn was macht die Soli-darnosc? Sie reagiert auf lä-

cherlich ernste Reden unseres Generals mit noch ernsteren Demonstrationen. Und nichts verändert sich seit sieben Jahren.“

Beim letzten Happening der „Orange Alternative“ waren 9.000 Menschen zugegen. „Momentan herrschen Friede, Freude, Eierkuchen zwischen allen Teilen der Gesellschaft“, so ein Aktionist. „Doch geht es wieder los wie 1980, woran niemand zweifelt, wird man uns als Hampelmänner hinstellen, als unmoralische Haschischbrüder.“

Der Gesprächspartner ist pessimistisch. Die polnische Gesellschaft sei nach wie vor auf Tradition bedacht.

„Wollen wir uns als Menschen ernst nehmen, können wir nicht mehr anders, als den surrealen Sozialismus kaputtlachen.“

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