7077860-1993_24_16.jpg
Digital In Arbeit

Spielen Sie „Typoly”?

Werbung
Werbung
Werbung

Nein? - Kränken Sie sich nicht. Ich auch nicht, obwohl ich - bis jetzt- der einzige Mensch auf dieser geologisch zwar nicht flachen, doch geistig zusehends verflachten Erde bin, der Typoly spielen könnte. Warum? Weil ich der Erfinder dieses, auf der Nürnberger Fachmesse sicherlich nie vorstellbaren Spiels bin.

Typoly ist ein psychologisches Spiel für all' diejenigen, die nicht sehr viel von der Psychologie halten, umso mehr von den eigenen, natürlich „angeborenen psychologischen Fähigkeiten” („Ich bin ein guter Menschenkenner!”).

Abgeleitet von den verschiedenen psychologischen Typologien (also doch Psychologie!) kann man Typoly allein (auf der Straße tunlichst nicht laut), zu zweit (in guten Ehen sollte man nicht mit der Freundin spielen), oder ab vier spielen. (Die Zahl „Drei” war mir immer schon unsymphatisch).

Jetzt zu den eigentlichen Spielregeln, die man - da Typoly ein Spiel in-dividuellerMassenmenschenist- je nach Bedarf, Lust und Laune variieren kann. Zweck und Ziel des Spiels ist die Kreierung möglichst origineller Typen. Dazu einige Beispiele:

□ Die Quoten macherin: Die SP-Cheffrau hat mit ihrer Forderung nach einem 40prozentigen Frauenanteil in der Parteiführung recht. Nur: Wozu braucht man dort 60 Prozent Männer?

□ Der Politsteiger: Quereinsteiger kleiner Parteien rekrutieren sich überwiegend aus Längsaussteigern großer Parteien.

□ Der Voll-Bootaniker: Blumenliebender Schöngeist, der die Ausländer nur im Ausland schätzt und als Humanist den Flüchtlingen keine Flucht zumutet.

□ Der Blah-Boy: Bohnenüberfüllter Lebemann.

Typoly kann man, und das zeigen diese wenigen Beispiele, „Bis-zum-geht-nicht-mehr” spielen; allerdings hängt alles von den guten Nerven der (Mit-)Spieler ab. Horrormeldungen, daß schwachnervige Spieler ihre Mitspieler erschlagen haben, stimmen genauso wenig wie die Gefahr einer 7/ypofy-Spielsucht; beide sind unmöglich, da ich dieses, nicht immer geistreiche Spiel erst jetzt erfand und Sie, geneigte FURCHE-Leser und -Leserinnen (die feministische Schreibform der „Leserinnen” halte ich für einen Phallusersatz) die ersten sind, die hievon Kenntnis erhalten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung