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Sprachlichtung

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Die Kunst des japanischen Kurz-gedichts ist bei uns erst nach dem Zweiten Weltkrieg populär gewor-den. Diese literarische Form des quasi philosophisch-stoischen Ein-blicks in die Wesenheiten von Ding und Welt verlangt nach hoher sprachlicher Disziplin und kontem-plativer Stimmung.

Die japanischen Gedichtformen entsprechen einer mehr als tausend-jährigen Tradition. So erreichte zum Beispiel das "Tanka" bereits um 800 nach Christus einen ersten Höhepunkt. Vergleiche mit der fernöstlichen Malerei, die ebenso Skizzen- wie chiffrenhaft mit einigen Pinselstrichen eine ganze Welt ein-zufangen sucht, liegen nahe.

Gottfried W. Stix Versuch einer Annäherung an diese Dichtung scheint durchaus gelungen zu sein. Der achtsame, einfühlende Leser wird an den geglücktesten Stellen unversehens auf eine sprachliche wie existenzielle Lichtung treten.

Besonders berührend übrigens ein Gedicht, das der Autor György Sebestyen gewidmet hat: "dieland-schaft bei wien / tusche graubraun zerronnen / auf nassem papier / vor der pf orte nach Ungarn / rosarot ein paar wölken".

LICHT IN DEN FENSTERN. Haiku - Senryu - Tanka. Von Gottfried W. Stix. Wort und Welt Verlag, Thaur bei Innsbruck 1990. 80 Seiten, öS 92,-.

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