Demokratie beginnt in der Schule

Dem anspruchsvollen Titel „Lebendiges Wissen“, den der bekannt fortschrittliche Deutsche Verlag Köhlhammer seiner jüngst gestarteten Buchreihe voranstellt, wird dieses an Umfang nur kleine, an aktueller Bedeutung jedoch um so größere Bändchen voll gerecht. Das darin behandelte Autoritätsproblem wird an einer Stelle untersucht, wo es weiteste Kreise angehen dürfte. Der Autor war, ehe er zur Hochschule überwechselte, jahrelang als Mittelschullehrer tätig und konnte dabei die Erfahrungen sammeln, die ihn hier befähigten, Gültiges und Verbindliches über den Gegenstand auszusagen.

In der Schule muß die Demokratie spätestens beginnen, soll sie politische Wirklichkeit werden. Hier stellt sich ihrer Grundforderung, der Freiheit, in dem nicht weniger begründeten Anspruch des Erziehers auf Autorität ein erstes Hindernis entgegen. Nur eine Minderheit relativ starker Lehrerpersönlichkeiten wird ohne Gefahr für ihr „Gesicht“ und das angestrebte Ziel, der Forderung des Autors nachkommen können, auf die Inanspruchnahme der institutionellen Autorität zu verzichten und allein mit der verbleibenden, auf grundsätzlicher Gleichheit von Lehrer und Schüler beruhenden, „egalitären“ Autorität auszukommen. Auch andere gewichtige Faktoren, wie die durch zu hohe Stunden- und Schülerzahlen bedingte Uberforderung der Lehrer, stehen übrigens der Verwirklichung einer gerechten, demokratischen Schule, wenigstens heute noch, entgegen.

Der Verlag fordert zu Stellungnahme auf. Kein Lehrer sollte versäumen, wenigstens im Stillen dieser Autforderung nachzukommen.