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Fachmann: Mythos und Realitat

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Eine politische Spitzenkarriere als wenig vorteilhaft angesehen wird, nicht zuletzt auf Grund der Kompe-tenzstruktur der meisten Ministerien. Die Vorstellung, je höher die Qualifikation des Fachmannes, desto größer seine Eignung als Minister, wurde fast durchweg abgelehnt.

Im derzeitigen politischen Entwicklungsstadium Österreichs erscheint zweierlei vonnöten: 1. daß der fachlich-wissenschaftlich versierte Politiker den „Nurpolitiker“ ablöst und 2. daß sich zwischen Politik und Wissenschaft ein enges Kooperationsverhältnis herausbildet. Wenn man in den Vereinigten Staaten heute wieder den Vollblutpolitiker höher zu schätzen beginnt als einen politisch-wissenschaftlichen Zwitter, dann deshalb, weil dort die sogenannte Verwissenschaftlichung von Politik und Verwaltung schon sehr weit fortgeschritten ist. Dieser Prozeß hat aber bei uns kaum erst begonnen. Das Entwicklungsstadium, das uns in dieser Hinsicht von Amerika trennt, läßt sich nicht überspringen. Dem fachlich versierten Politiker fällt in dieser revolutionären Phase die Aufgabe zu, Träger der Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft zu sein, den wissenschaftlichen Spezialisten heranzuziehen, richtig einzusetzen und seine Resultate richtig zu verwerten. Der „Nurpolitiker“, welcher Ideologie er sich auch immer verschrieben hat, ist für diese Funktion zu konservativ.

Die immer komplizierter und unübersichtlicher werdenden Verwaltungsaufgaben schreien förmlich nach einer Umkrempelung und Rationalisierung der Administration durch die Wissenschaft. An den Schalthebeln dieses Prozesses müssen Politiker stehen, bei denen sich ein Höchstmaß an politischen Fähigkelten mit einem gediegenen Fachwissen paart: mit einem Wissen, das weniger in die Tiefe als in die Breite dimensioniert ist.

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