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Gewagte Friedensthesen

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Militärische Intervention als Mittel zur Konfliktlösung .taugt allein nicht - darüber waren sich alle Teilnehmer an der 12. internationalen Sommerakademie auf Burg Schlaining im südlichen Burgenland vor kurzem einig. Arno Truger, Mitarbeiter des Schlaininger Friedensforschungszentrums, betonte, daß fast alle gegenwärtigen Konflikte innerstaatlich und nicht wie ehedem zwischenstaatlich stattfänden. Johan Galtung, mittlerweile „Guru der Friedensforschungsszene”, betonte, „Dialog” sei das adäquate Mittel, Konfliktsituationen sowohl präventiv als auch im nachhinein erfolgreich zu. begegnen, wobei Gal-tungs Dialog drei Attribute bedingt: gewaltfrei, kreativ und empathisch.

Einen gewagten historischen Vergleich erlaubte sich der Sozialwissenschafter Lutz Unterseher aus Bonn: Er verglich die von den NATO-Partnern beabsichtigte Schaffung von Selektionskriterien für beitrittswillige, vor allem ehemalige Ostblock-Staaten mit der Selektion auf der Bampe von Auschwitz-Birkenau.

Der Bürger- beziehungsweise Volksgrappenkrieg in Ex-Jugoslawien war allgegenwärtig und galt als Be-währangsfall aller Theorien. „Selbst wenn man alle Kriegsparteien entwaffnen könnte, würden sie mit Messer und Fäusten aufeinander losgehen”, lautete das deprimierende Be-sümee von Marie Janine Calic, Beraterin des UN-Vermittlungsbeauftragten Akashi in Zagreb. Johan Galtung meinte, daß ein Weiterköcheln des jugoslawischen Bürgerkrieges durchaus im Einklang europäischer und vor allem deutscher und österreichischer Strategieüberlegungen stehen könnte, und diese Überlegungen ein baldiges Kriegsende nicht notwendigerweise miteinschlössen.

Gerald Mader, Initiator und Leiter Schlainings, wies darauf hin, daß europaweit unter der Bevölkerung eine weit höhere Willensübereinstim-'mung zur Befriedung Jugoslawiens bestünde als unter den Begierungen, die sich gegenseitig blockierten.

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