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So ein Pech aber auch: Wer konnte schon ahnen, dass ausgerechnet dann, wenn dem Lavanttaler Bundesligaklub WAC der sensationelle Einzug in die Europa League gelingt, das sonst nur schütter besuchte Pres­tige-Stadion in Klagenfurt wegen eines Kunstprojekts unbespielbar sein würde. Die herbstlichen Matches der Wolfsberger müssen nun – horribile dictu – im Grazer Stadion ausgetragen werden. Andererseits – die Fußballfans unter den FURCHE-Leserinnen und -lesern mögen es mir nachsehen – halte ich das, was sich derzeit in Klagenfurt ereignet, für so besonders, dass mir die vorübergehende Fußballsperre als verschmerzbar erscheint.

„For Forest“ nennt sich das Gastspiel von 299 aus ganz Europa herbeigeschafften Bäumen, die in der Mitte des architektonisch eindrucksvollen Wörthersee-Stadions einen zauberhaften Mischwald bilden. Staunende Besucher können dieses artifizielle Natur-Schauspiel bis Ende Oktober auf sich wirken lassen. Die Realisierung des nur aus privaten Mitteln finanzierten Projekts ist dem Schweizer Künstler und Beuys-Schüler Klaus Littmann sowie der Mitwirkung des Schweizer Landschaftsarchitekten Enzo Enea zu verdanken. Es fällt punktgenau in die Zeit jenes „Greta-Moments“, in dem uns Bilder von abgefackelten Tropenwäldern die Dramatik des Welt-Klimathemas vor Augen führen.

Die Inspiration für die in Anspruch und Qualität den besten Projekten von Christo gleichzuhaltende Kunstinstallation ist Max Peintner zu verdanken. Er gehörte in den Siebzigerjahren zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen Moderne. „Ewigkeit im Tagbau“ hieß ein Sammelband seiner „negativen Utopien“, der eine 1970 unter dem Eindruck der damals gerade virulenten Diskussion um das Waldsterben entstandene Bleistiftzeichnung enthält.

Anziehungskraft der Natur

Peintner imaginiert darin ein großstädtisches Stadion, in dem, seinen eigenen Worten nach, „die Reste der Natur wie im Zirkus ausgestellt sind“. Abbildungen dieses mittlerweile weltberühmten Werkes mit dem Titel „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ fanden große Verbreitung in Schulbüchern. Es diente als ideales Thema für nachdenkliche „Aufsätze“, als dieses Genre im Deutschunterricht noch gefragt war.

„For Forest“ ermahnt nicht nur dazu, den Schutz der Umwelt ernster zu nehmen als bisher. Das inspirierende Projekt dient zugleich als Ermunterung, vor der ökologischen Herausforderung nicht zu kapitulieren. Denn die erfolgreiche Bekämpfung des Waldsterbens, die Durchsetzung faktischer Emissionsfreiheit in der industriellen Produktion oder die weitgehende Schließung des Ozonlochs sind Beispiele dafür, dass Umweltpolitik keineswegs neu ist und dass sie durchaus gelingen kann. Das Match um die besten Lösungen ist längst im Gang. Und unser aller Erde ist das Stadion, in dem es ausgetragen wird.

PS: Zur Beruhigung jener, die nach den Öko-Kosten des Projektes fragen: Alle „For Forest“-Bäume werden im benachbarten Uni-Campus eine neue, dauer­hafte Heimat finden!

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