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Wenn Umweltschützer zur Kasse gebeten werden

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Acht Umweltschützer, die gegen den Bau der umstrittenen Ennsnahen Trasse demonstriert haben, sollen nun, eineinhalb Jahre nach den Aktionen, nach dem Willen der verantwortlichen Politi-ker und Beamten saftige Schadenersatzgelder bezahlen.

Die Vorgeschichte: Im Frühjahr 1993 blockierten Umweltaktivisten an mehreren Tagen die Baustelle „Wanne Stainach“ im Ennstal. Durch die Blockaden, die von den TTmweltorjoranisationen unter ande rem mit der Unrechtmäßigkeit des Projektes begründet wurde, konnte der Weiterbau der „Wanne Stainach“ verzögert werden. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei diesem Bau tatsächlich um einen klassischen „Schwarzbau“, denn die notwendigen wasser- und naturschutzrechtlichen Bewilligungen waren entweder gar nicht vorhanden oder zumindest äußerst un-vollständig. So wurde beispielsweise für das wasserrechtliche Gutachten der Ennsnahen Trasse die Enns vorsichtshalber gar nicht miteinbezo- gen. obwohl die Straße mehrmals den Fluß überqueren sollte und der Großteil der 14 Kilometer direkt neben der Enns verlaufen würde.

Obwohl die steirischen Landespolitiker den Bauauftrag in voller Kenntnis der Gesetzwidrigkeit erteilten, sollen nun die Umweltschützer für die den Baufirmen entstandenen finanziellen Schäden aufkommen. Anfang Oktober wurden acht Aktivisten Forderungen der Finanzprokuratur Wien über insgesamt 700.000 Schilling zugestellt, zahlbar binnen drei Wochen. Eva Glawisch- nig, Juristin der Umweltorganisation „Global 2000“ versteht die Rechts welt nicht mehr. Für sie ist es unverständlich, daß diejenigen, die zur Aufdeckung des „Schwarzbaus“ beigetragen haben, nun für die dadurch entstandenen Schäden aufkommen sollen.

Inzwischen bildete sich in der Steiermark eine breite Solidarisierungswelle mit den Betroffenen, die quer durch gesellschaftliche Gruppierungen und Parteien geht. Neben den Grünen und SPÖ-Umweltspre- ' eher Günter Getzinger meldete auch Thomas Barmüller, steirischer Mandatar des Liberalen Forums Bedenken gegen die Vorgangsweise an.

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