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Städtebilder

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Nicht so sehr architektonische oder historische Städtebeschreibungen wollte der deutsche Autor Thomas Medicus vorlegen, sondern vielmehr quasi geistige Topographien, essayistische Einblicke in die inneren Wesenheiten fünf europäischer Städte, die zugleich auch Zentren der Habsburger Geschichte waren. So hat er versucht, Wien, Prag, Venedig, Triest und Budapest in den geschichtlichen Kontext der untergehenden Monarchie zu stellen, was ihm vor allem dank seiner ausgezeichneten Darstellungsgabe größtenteils gelungen ist.

Medicus geht bei seinen Schilderungen bewußt von der Erinnerung aus, die sozusagen phänomenologisch bei einzelnen Begebenheiten, Biographien oder Stadtdetails haltmacht, um aus ihnen schließlich das umfassend Charakteristische zu destillieren. „Absicht war, das Gedächtnis zur Bühne werden zu lassen, auf der nach den Reisen in die fünf Städte der genius loci seinen Auftritt hat", so der Autor im Vorwort. Die Heranführung an Orte und Dinge, in denen das Antlitz der jeweiligen Metropole „allegorisch verdichtet" ist, gerät freilich hie und da auch etwas zu stereotyp und klischeehaft. Sehr deutlich wird dies in den Studien über Wien und Prag, wo den Mächten des Verfalls wohl allzu breiter Raum eingeräumt wird.

Trotzdem kann eine solche Form der Stadtannäherung gerade heute nur empfohlen werden, wo kursorische Kulturinformation fast zur Regel geworden ist.

STÄDTE DER HABSBURGER. Von Thomas Medicus. Verlag Anton Hain, Frankfurt/Main 1991. 106 Seiten, öS 156,-.

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