6994740-1987_05_10.jpg
Digital In Arbeit

Starkes Signal

Werbung
Werbung
Werbung

Im Wahlkampf sind sie allgegenwärtig. Die Spitzenkandidaten der Parteien. Sie lächeln nicht nur von den Plakatwänden herab, sie sind auch sonst immer im Bild. Stehen Pressekonferenzen in den Parteizentralen an, dann wird der jeweilige Spitzenkandidat als farbiger Hintergrund gleich via Fernsehen frei Haus mitgeliefert. Quasi als Gedächtnisstütze für die Seher und als Signal für die Allgegenwärtigkeit dessen, den es zu wählen gilt.

Soweit, so gut. Wer aber die politischen Informationssendungen im Fernsehen aufmerksam verfolgt, der muß feststellen, daß das Kapitel Wahlkampf noch nicht abgeschlossen ist — zumindest für die SPO.

Ob ein Zentralsekretär oder ein anderer Parteifunktionär vor die Kamera tritt, der Bundeskanzler ist noch *immer mit von der Partie, überlebensgroß im Hintergrund als Plakat affichiert.

Nun mag es manchmal passieren, daß Wahlplakate nicht just am Tag nach der Wahl abmontiert werden. In diesem Fall spiegelt es allerdings den Parteiwillen unzweideutig wider.

Sicherlich, es ist ein legitimes Interesse, den Spitzenmann als Symbol und'Inte-grationsfigur aufzubauen. Allerdings auch ein gefährliches Spiel mit der Psychologie. Es suggeriert ein Selbstverständnis von Politik, das nicht auf Rationalität und Demokratisierung, sondern auf Gefolgschaft setzt.

Möglicherweise ist das in Österreich noch immer erfolg str ächtig, doch zeigt es nicht die politische Bereitschaft an, gegen die oftmals beobachtete und beschriebene obrigkeitsgläubige Mentalität in Österreich anzukämpfen. Im Gegenteil: Sie wird kultiviert und zum politischen Kalkül gemacht. Ein aufschlußreiches Signal vom Bildschirm, was denn das „neue Österreich“ bringen kann.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung