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Starkritiker von einst

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Von 1924 bis 1963 reicht die zweibändige Auswahl aus den Literaturkritiken Friedrich Sieburgs. Der Großteil der Auswahl zeigt den Sieburg der Jahre von 1948 -1963, dessen Kritiken nach dem Krieg zuerst in der „Gegenwart“, seit 1956 im Literaturblatt der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erschienen.

Er war der-Anhänger einer werkimmanenten Interpretation, der Kritiker, für den Form, Gesittung, Noblesse höchste Werte darstellen, sodaß ihm Thomas Mann als Höhepunkt der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts erscheint. Auffällig ist, daß er sein Interesse vorwiegend bekannten Autoren zuwandte, doch vertrug es sich damit, daß er auch Autoren höchster Prominenz, die er ablehnte, z. B. Grass, Zwe- renz, Ingeborg Bachmann, nicht rezensierte.

Zu den Rezensierten aus der Vorkriegsgeneration gehören Heinrich Mann, Remarque, Erich Kästner, Benn, Ernst Jünger, Flake, Zuck- mayer, Lernet-Holenia und Stefan Zweig, aus der Generation, die nach dem Krieg zu Wort und Wirkung kam, Hans Werner Richter, Arno Schmidt, Böll, Andersch, Siegfried Lenz und Martin Walser.

Bedauerlich ist die Nichtaufnahme zweier für Sieburgs konservativen Standort bezeichnender Arbeiten: „Literarischer Unfug“ in der „Gegenwart“ und „Freiheit in der Literaturkritik“ in der FAZ: es sind schonungslos heftige Polemiken gegen den Meinungsterror im Literaturbetrieb.

Daß als Herausgeber Fritz J. Raddatz zeichnet, ist nicht ohne Ironie, da er der Staranwalt jener Nachkriegsliteratur ist, die Sieburg ablehnte.

ZUR LITERATUR. Von Friedrich Sieburg. Deutsche Verlagsanstalt. Stuttgart 1981. Band I. 480 Seiten; Band II, 400 Seiten; Zusammen öS 616,-

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