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Stein im Wasser

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Ein Stein, den man in ein Bassin wirft, kräuselt die Wasseroberfläche, doch die Wellen verebben bald. Er aber sinkt zu Boden und bleibt da unten störend liegen. Das Gleichnis gilt für eine Maßnahme der Bundestheaterverwaltung, die, wie man hört, den heroischen Versuch unternommen hat, zu sparen. Ein Ukas von oben fiel da in die spiegelnde Oberfläche, sank zu Boden und landete unten. Oben, wo Regisseure für ein paar Textänderungen allabendlich siebentausend Schilling einstreichen — obwohl doch dergleichen Änderungen zu ihrem Metier gehören würden — spiegelt die Fläche bald wieder. Da ändert sich nichts. Aber unten, da liegt nun der Stein — und toas tut man? Man spart ein. Und wie? Indem man auf der Bühne statt Rotwein gefärbtes Wasser reicht. Man spart bei den Freikarten ein, indem man genau den neuralgischen Punkt erkennt und den Theaterrezensenten, die dem Ausland Bericht von den Bundestheatern geben, einen Teil ihrer Sitze streicht. Das sind Dinge, die zu Buch schlagen. Eine einfache Rechnung ergibt, daß damit mindestens ein paar Hunderttausendstel von den an die Milliardengrenze reichenden Subventionen eingespart werden können. Hat man sich solcherart ein Alibi beschafft, wird der böse Rechnungshof schon nichts mehr zu bestellen haben. Oder? Wird am Ende der Stein, der da unten liegt, uns nicht so bald vom Herzen fallen?

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