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Sterbender Modus

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Vielen erscheint der Konjunktiv manchmal wie ein Buch mit sieben Siegeln. Armin Ayren, der sich schon in seinem großartigen, leider zu wenig beachteten Roman „Buhl oder der Konjunktiv" als wahrer Meister dieses Modus erwiesen hat, zeigt uns jetzt, wo 's konjunktivisch lang geht. Sein geistreicher, ebenso kurzweiliger wie lehrreicher Essay hilft uns, hinter die Geheimnisse des Konjunktivs zu dringen.

Da es zu den genuinen Aufgaben der Literatur gehört - ja hierin liegen eigentlich ihre utopischen Potenzen -, mögliche Wirklichkeit und denkbare Modelle zu entwerfen, ist der Konjunktiv über seine bloße grammatische Funktion als Modus hinaus einer der edelsten Gestaltungsmittel der Literatur überhaupt. Kurz: Der Konjunktiv ist eigentlich eine philosophische Angelegenheit. Leider ist er vom Aussterben bedroht, in den Alpenregionen samt Vorländern wird er noch am ehesten beherrscht.

Wenn sie wissen möchten, wie es unsere Schriftsteller mit dem Konjunktiv halten, wer ihn beherrscht und wessen Sprachgrenzen er entlarvt, sollten Sie sich von Ayren unterweisen lassen. Ein lehrreiches Lesevergnügen ist garantiert, nicht nur bei „Konjunktivkrüppeln", sondern sogar Künstler des Konjunktivs werden daran ihre Freude haben und überraschende Einsichten gewinnen.

ÜBER DEN KONJUNKTIV. Von Armin Ayren. Edition Isele, Eggingen 1992. 52 Seiten, öS 78,-.

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