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Südtirol, kritisch

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Der in Wien lebende Südtiroler Gerhard Kofler setzt sich in deutscher wie in italienischer Sprache und in der Mundart des Landes mit seiner Heimat auseinander. Um dessen Schönheit geht es ihm aber nicht, vielmehr um eigentlich nicht zumutbare, ja vielfach böse Schwierigkeiten, die sich die einander verständnislos gegenüberstehenden Volksgruppen immer wieder selber bereiten. Also geht es im Grunde um die Sprache, um die Möglichkeit, miteinander zu reden.

Während die hochsprachlichen Texte des Bändchens um die Reinheit der Sprache bemüht sind (beim Gebrauch des Präteritums oder des Konjunktivs gelingt das nicht immer, auch im Italienischen hapert es manchmal), sind in denen der Mundart die Menschen und Situationen lebendig erfaßt, die der Bauern und vor allem des Mannes der Straße, der oft nur mehr in einem Kauderwelsch zu Hause ist.

Im übrigen ist diese Lyrik eigentlich Prosa und ein scharfer Protest gegen das Sprüche-Klop- fen der Väter, gegen Hergebrachtes überhaupt, das dem Autor engstirnig und provinziell zu sein scheint. Die Texte sind charakteristisch für eine im Lande südlich des Brenners revoltierende Jugend, die den Tiroler Adler am liebsten rupfen und braten wollte. DIE RÜCKSEITE DER GEOGRAPHIE. Von Gerhard Kofler. Edition EffEff (Frischfleisch), Wien/Bozen 1988. 93 Seiten.

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