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Sympathieloch

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Wetten, daß Frank Elst-ners Panoptikum vom letzten Samstag Schule macht? In seiner Wettshow im Hauptabendprogramm vor Millionenpublikum ging es darum, zehn honorige Schweizer Bankdirektoren als Punker verkleidet auf die Bühne zu bekommen.

Selten noch hat eine Wette, die dem Showmaster aus dem Publikum angeboten wurde, derartiges Interesse erweckt.

Und selten noch war die Zahl der Akteure, die zum Gewinn der Wette auf der Bühne zu erscheinen hatten, so nieder angesetzt. Obwohl in der Bankenhochburg Schweiz sicherlich eine erkleckliche Anzahl Bankdirektoren als Spielkapital zur Verfügung gestanden hätte.

Aber ein Banker als Punker? Das ist eine Vorstellung, die dem nadelgestreiften Image der Geldbranche so zuwiderläuft, daß sie höchstens in der Anonymität der Faschingszeit verwirklich- * bar erschien.

Und doch, das Publikum bekam sein Schauspiel. Hintereinander trotteten die Freizeitpunker ein, nannten freimütig ihren Brötchengeber und machten Elstner zum Wettgewinner.

Da spielte es auch keine Rolle, daß einen gestandenen Punker die Kleidungssünden der auf den Punk gebrachten Banker zum Rotieren bringen mußten. Denn zumindest einen Kleidungskodex hat jeder ehrliche Punker, und einzelne Banker sahen nach manch Anrüchigem aus, nur nicht nach Punker. In einem Fall sogar recht eindeutig nach Sandler.

Aber wen im Publikum störte das schon. Hauptsache, die Insider sahen nach Außenseitern aus, losgelöst von der strengen Kühle ihrer Berufskleidung.

Der entkleidete Manager, dieses Spiel droht nun auch anderen Branchen. Und wer nicht mitmacht, der fällt ins Sympathieloch.

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