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Szene Salzburg

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Auf Schloß Goldegg im salzbur- gischen Pongau machte sich der sowjetische Regisseur Anatoli Vas- siliev in „offenen Proben" an Luigi Pirandellos Stück „Questa Sera si recita a Soggetto" heran, in Wirk- lichkeit aber an das Publikum. Pirandellos Novelle „Leonora ad- dio", ein sizilianisches „Familien- stück", soll aufgeführt werden, aus dem Stegreif und in lose aneinan- der gereihten Bildern, wie der Regisseur des Stücks im Stück, mit einigen in das Publikum einge- sprengten Schauspielern auseinan- dersetzt.

Die Schauspieler treten aus ihren Rollen heraus, um in ihrer Rolle als Schauspieler im Schauspiel mit dem Regisseur und untereinander zu kommunizieren; die perfekte Ver- mischung von Kunst und Arbeit an der Kunst entsieht. Durch die Si- tuation der „offenen Probe", der Vassiliev durch seine Arbeit als Regisseur (er spielt sich selbst am besten) der Intention Pirandellos, dem Stück über das Theater auf dem Theater folgend, noch eine weitere Ebene der Verfremdung hinzuzufügen vermag.

In „Die Einsamkeit der Baum- wollfeder" von Bernard Marie Koltes - Schauplatz sind die Luft- schutz-Kavernen im Salzburger Kapuzinerberg - trifft sich das Publikum mit Schutzhelm und Grubenlicht und durchschreitet mit den beiden Protagonisten Vitus Zeplichal als Dealer und Christoph Künzler als Kunde das Höhlenla- byrinth; absurdes Theater, in dem die Schwächen und Ängste des Menschen zutage treten, Einsam- keit und Kälte der zwischenmen- schlichen Beziehungen.

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