Je weiter sich die zivilisierte Menschheit von „der Natur” entfernt, je mehr sie sich diese durch allerlei Künste und Tricks „untertan” macht, desto näher ist sie ihrem Ende. Das schwebt, oft unausgesprochen, über allem, was sich mit den Heilkräften der Natur beschäftigt. Auch über Heinz Sponsels Buch „Die Heilkräfte der Natur”. Mißtrauisch beginnt man zu blättern, weil der erwähnte apodiktische Vorsatz schon immer neben einem gewissen Wahrheitsgehalt auch voll von Scharlatanerie und Geschäftemacherei ist.
Man blättert weiter, liest und liest und findet — angenehm überrascht — das mißtrauische Vorurteil endlich einmal nicht bestätigt. Sponsel verkündet keine abstrusen Theorien, keine sektiererischen Ausschließlichkeiten, er ist kein professioneller „Naturanbeter”, der uns (Quack-), Salben und allerhand Kräutergebräu aufschwatzen möchte (zum angeblich vorteilhaften Preis beim Autor zu beziehen). Er beschreibt die Heilkräfte der Natur nur dort und nur so, wie sie Medizin und andere Wissenschaft bestätigt haben und wie diese zum Gebrauohe raten. So besehen, ist es eigentlich eine kleine Geschichte der Naturerforschung, eine Geschichte mit Nutzanwendungen für jedermann.
Man wird sich, folgt man dem Autor, im Falle von Krankheit und Beschwerden den Weg zum Arzt nicht ersparen können; aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß man bei Befolgung der Ratschläge des Autors in vielen Fällen den Arzt gar nicht wird aufsuchen müssen, weil man — Vorbeugen ist besser als heilen — den natürlichen Weg zur Erhaltung der Gesundheit eingeschlagen hat. So besehen, ist das Buch in einer Zeit, der „das Medikament” zum täglichen Brot, der Arzt zum „Erfüllungsgehilfen” und die „Krankenkassa” zur Vorsorge gegen „jegliche Katastrophe” wurde, besonders wertvoll. Sponsel, 1913 in Oberbayern geboren, heute Journalist und Schriftsteller in Hamburg, weiß, wie man so ein Thema zubereitet. Der Verleger hat da einen guten Griff getan. Der Leser auch.
DIE HEILKRÄFTE DER NATUR. Von Heinz Sponsel. Econ-Verlag, Düsseldorf/Wien. 304 Seiten, DM 22.—.
