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Tag des Abschieds

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Der 24. April 1983 war ein Tag des Abschieds. Uber jedem Abschied liegt ein Hauch von Wehmut. Auch über einem solchen, den man selbst herbeigewünscht hat und der längst fällig geworden zu sein schien. Das ist der Abschied von Bruno Kreisky, der Abschied seiner Partei von der absoluten Mehrheit.

Viele Gedanken drängen sich in den letzten Minuten dieses Tages auf. Der erste: Wer das vom Abschied und vom Hauch der Wehmut Gesagte nicht auch in der Politik zu begreifen vermag, sollte Herz, Hirn und Hand von der Politik lassen. Zum eigenen und der Allgemeinheit Besten.

Dann: Vieles ist diesem Abschied vorausgegangen. Das Auffälligste: Der Verlust ethischer Werte in der Politik. Dazu gehört auch eine Kardinaltugend des menschlichen Zusammenlebens, die Treue. Wer sich selbst die Treue bricht, kann nicht erwarten, daß sie ihm von anderen auf die Dauer gehalten wird.

Ferner: Selten hat es ein solches Maß an Selbstüberschätzung gegeben, wie im Zugang auf diesen Tag: Selbstüberschätzung der „alten“ Politiker gegenüber dem Bürger. Selbstüberschätzung aber auch „neuer“ Politiker gegenüber alten, nicht nur politischen, sondern vor allem menschlichen Erfahrungen.

Schließlich: Dutzende politischer Gartenzwerge, die als „grüne“ Parteien mitmischen wollten, wurden schon beizeiten weggewischt. Der selbsternannte „grüne Riese“ Tollmann ist zum Gartenzwerg geschrumpft. Der endgültige Abschied von ihm wird der grünen Sache in Österreich nur guttun.

Noch eine Reminiszenz: Schon einmal war der 24. April ein Schicksalstag: 1927. In seiner Folge schuf Seipel das klassische Modell der „Kleinen Koalition“. Die schwerste Zeit für Österreich brach an. Kreisky sollte jetzt, in seinen schweren Tagen, nicht den österreichischen Weg von Seipel gehen.

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