Der ORF schuf ein „Programmereignis“: die Dokumentation über die letzte Wiener Stegreifbühne, das Tschaunertheater, schloß wieder an beste Traditionen heimischer Fernsehkunst an.
Bürgerohren, Wählerohren sind empfindsamer, als Partei- und Werbemanager es vermuten. Das könnte den Partei- und Werbemanagern Mut machen: vorausgesetzt, daß sie die richtigen Töne finden. Das scheint aber, schonungsvoll gesagt, bei weitem nicht immer der Fall zu sein.Weit und breit hatte die große Opposition in den vergangenen sechzehn Jahren keine so große Chance für einen Bundeserfolg, wie sie sich jetzt für die Bundespräsidentenwahl im kommenden Jahr abzeichnet. Dieser Erfolg scheint in der Partitur der politischen Möglichkeiten förmlich vorgegeben.Der Erfolg wird sich auch
Noch schwingt ein Nachklang dessen im Gemüt, was sich am Fest der Apostelfürsten als österreichisches Gloria im Petersdom ereignete und durch das „Wunder” Fernsehen über die Ewige Stadt hinausstrahlte. Grund genug, dem einmal zu Recht als „Großereignis” Angekündigten reflektierend nachzuschreiben.Wie hatte es doch der gleichviel gelernte Katholik und Österreicher Ernst Wolfram Marboe bei seiner Ankunft in Rom so glorios formuliert: „Eine Huldigung des größten Österreichers (Wolfgang Amadeus Mozart), dargeboten durch den größten lebenden österreichischen Dirigenten
So klang es immer durch den Dom, wenn er zum Hochaltar schritt, die Hand mit dem Bild der Muttergottes vom guten Rat segnend erhoben, die Mitra auf dem Haupt, die der letzte Kaiser von Österreich seinem Vorgänger, dem Weihbischof Seydl, geschenkt hatte. Auch er, Jacob Weinbacher, war ein Letzter, ein letzter Bischof alten Stils, der sich dennoch den Anrufungen seiner Zeit und ihren Angriffen auf Kirche und Mensch, auf die Substanz der Humanitas, stellte, mutvoll und mannhaft.Von Kardinal Piffl, dem letzten Wiener Fürsterzbischof, als „liturgisches Mirakel” zum Zeremoniär berufen, stand
Ein Grundsatzübereinkommen zwischen den Bundestheatern und dem ORF besteht schon lange. Dennoch überdecken derzeit Partikularinteressen die Kulturpartnerschaft.
Wer in diesen Tagen das Volksbegehren des Graugänsevaters Konrad Lorenz unterschreiben möchte, darf sich nicht auf den Schweinezüchter Zsupan im „Zigeunerbaron” ausreden. Wer unterschreiben kann, der kann auch lesen, soll auch lesen, bevor er unterschreibt. Vor allem das Kleingedruckte.Auf das Kleingedruckte kommt es auch bei der Gesetzesvorlage an, die dem Volksbegehren zugrunde liegt Das ist wie bei jedem anderen Wisch, den einem ein Hausierer durch den Türspalt unter die Nase hält. Im Kleingedruckten lauern die Fallstricke, mit denen leichtfertige Unterschreiber gefangen werden
Brauchen die Wiener Philharmoniker Lorin Maazel als Strauß-Dirigenten? Oder er sie als Zugpferde in der TV-Arena? Dazu eine pointierte Stellungnahme des engagierten Publizisten.
Mit Geburtstagen bin ich von Kindheit an gewohnt, einige Schwierigkeiten zu haben. Nicht mit dem eigenen. An den gewöhnt man sich. Da gab und gibt es als kulinarischen Trost fürs Älterwerden immer Gefüllte Paprika mit Heurigen und Gurkensalat, das Leibgericht aus der österreichisch-ungarischen Küche. Aber andere Geburtstage haben mir's angetan:Da gab es in der Familie und deren freundschaftlich verbundenem Umkreis zahlreiche Tanten, Großtanten und Wahltanten, denen man so gerne an ihrem Ehrentag gratuliert hätte, weil Gratulieren etwas Schönes ist, die aber über ihren Geburtstag den
Also fahren wir. Am 18. August. Uber Ischl nach Alpbach. Dann geht es weiter nach Fulpmes. Fürs Fernsehen. Wieder einmal Fernsehen.Ich war noch nie in Ischl. Bei der Kaisermesse. Und in Alpbach auch nicht. Der Fritz Molden hat mich eingeladen. Zur Vierzigjahrfeier.Das Wiedersehen mit Molden hat mich merkwürdig berührt. Fast gerührt. Mein Verleger von einst. Ich sehe ihn vor mir sitzen. Hoch über den Dächern von Wien. In einem großen Raum. Beinahe ein Saal. Die Kirchen der Stadt schauen zum Fenster herein.Jetzt ein kleiner Cafehaustisch im Landtmann. Zwei Portionen Steirischer Wurstsalat
Am Anfang standen dubiose Vorgänge rund um die Finanzierung einer Villa. Mittlerweile geht es um mehr: Man rüttelt an den Wurzeln des Staates, wenn aus politischen Gründen grundlegende Bürgerrechte verletzt werden.
Ein Leben, arm an Gewinst, doch reich an Müh, ist um. Viel Müh ist um mit diesem Leben, Müh, gespendet nicht für den, der sie gespendet und der nun gegangen ist. Am Rock Ignatius Dullfeets wird an der Him-melspfort der Pförtnerengeldie Hand auf eine abgewetzte Stell der Schulter legen und sagen: Dieser Mann trug manchen Mannes Last___"Wer seinen Brecht kennt und nicht bloß eitel nennt, weil es wieder modern ist und es nicht länger angeht, ihn in der Zugluft des Kalten Krieges abzuweigeln, weiß, wer mit diesem Ignatius Dullfeet, Opfer einer Gangstercrew in der imaginären Stadt
Es war ein „historisches" Ereignis, ein kleines, wenn man davon absieht, daß aus dem Figaro-Saal des Österreich-Hauses in Wien wegen Uberfüllung in die anderen Säle übertragen werden mußte. Doch ein großes, wenn man bedenkt, daß zum ersten Mal ein Spitzenrepräsentant der österreichischen Sozialdemokraten, Nationalrats- und Gewerkschafts-bundpräsident Anton Benya, an einer Veranstaltung des Cartell-verbandes teilnahm.Auf Initiative des Fernsehintendanten Ernst Wolfram Marboe diskutierte er als Gast der CV-Verbindung „Danubia" mit Alt-Vizekanzler Hermann Withalm,
Nun erhielt er den Berufstitel Professor, der Karl Ho-dina: Volksmusiker und Kunstmaler, reich an eifrigem Wirken für beide Künste.Was bekennt dieser Karl Hodina mit seiner Musik und seiner Malerei? Das „Grüne" zum Beispiel; das .alternative"; auch das ,£chöne". Er hat das alles ohne Arroganz und Penetranz schon längst für sich arrondiert und auf seine Weise verwirklicht: besser, ehrlicher, erfolgreicher als die heutigen Nacheiferer der Mode. Im ersten Lied zum Beispiel, das ihn fast über Nacht in Wien bekanntgemacht hat und das schon zu seinen Lebzeiten zum Volkslied
Es wäre falsch und ungerecht, irgendwelche Entwicklungen „den" Freimaurern in die Schuhe zu schieben. Aber gewisse Zusammenhänge zwischen einer Verschärfung des Klimas im Kulturbetrieb und Logenmitgliedern sind in Österreich nicht zu übersehen. Details:
11. Jänner, 16 Uhr: Herr Ruiss von der „Interessengemeinschaft österreichischer Autoren" fragt, ob Zeitungsmeldung über meine Anzeige der Zeitschrift „Kulturkontakte" wegen eines Fotos (Achternbusch am Kreuz mit herausquellender Tierzunge) stimme. Ich bejahe. Er lädt mich zu einer Podiumsdiskussion am 16. Jänner im Auditorium Maximum der Wiener Universität über Freiheit der Kunst ein und bemerkt, daß ich damit rechnen müsse, ausgepfiffen zu werden. Ich sage zu. 16. Jänner, 11 Uhr: Ruiss erklärt auf Pressekonferenz, daß Achternbusch-Film „Das Gespenst" in Österreich leider
Die Politiker entdecken die Bürger. Eigentlich haben sie nichts mehr zu entdecken. Sie scheinen nur vergessen zu haben, durch wen sie das geworden sind, was sie sind.Darum dürfte es nicht heißen: Die Politiker entdecken die Bürger. Es müßte heißen: Die Politiker erinnern sich der Bürger. Darin liegt ein großer Unterschied.Erinnerungen ist es eigen, daß sie Lücken haben. Auch daß sie sich in Oberflächlichkeiten verlieren. Also ist es kaum verwunderlich, daß sich das Erinnern an den Bürger in der umfangreich starken, jedoch inhaltlich schwachen Regierungserklärung der rot-blauen
An gebrochenem Herzen sterbend: Was der Volksmund so sentimental ausspricht, manchmal muß man es wörtlich nehmen. So angesichts des Todes des ehemaligen Hörfunk-Direktors Alfred Härtner, der am 19. Juni buchstäblich an gebrochenem Herzen gestorben ist. Durch die Rundfunkreform 1967 zu einer Hauptstütze des neuen ORF geworden, kam er durch die Gegenreform unter die Räder einer Politik, die nicht die seine war. Die „Seinen“ ließen ihn dann abseits liegen und verzichteten gedanken- und herzlos auf seine Schaffenskraft, so als ob sie so viel von diesem kostbaren Gut zur Verfügung hätten.
Ich stehe mit ihm in fast allgegenwärtiger gedanklicher Verbindung: mit Kardinal Theodor Innitzer. Manchmal erlebe ich im Traum den Sturm au? sein Palais mit. Dann gibt es Lebenssituationen, in denen ich plötzlich eine schützende Hand über mich gehalten fühle. Es ist die Hand dessen, mit dem ich in dieser beschriebenen Verbindung stehe. Kardinal Innitžer danke ich es auch, daß mir der Grazer Kirchenhistoriker Liebmann immer wieder Publikationen zuschickt.Prof. Maximilian Liebmanns Geschichtsdarstellungen vermag man nur dann mit vollem Gewinn zu folgen, wenn man sich nicht bloß vom
Der 24. April 1983 war ein Tag des Abschieds. Uber jedem Abschied liegt ein Hauch von Wehmut. Auch über einem solchen, den man selbst herbeigewünscht hat und der längst fällig geworden zu sein schien. Das ist der Abschied von Bruno Kreisky, der Abschied seiner Partei von der absoluten Mehrheit.Viele Gedanken drängen sich in den letzten Minuten dieses Tages auf. Der erste: Wer das vom Abschied und vom Hauch der Wehmut Gesagte nicht auch in der Politik zu begreifen vermag, sollte Herz, Hirn und Hand von der Politik lassen. Zum eigenen und der Allgemeinheit Besten.Dann: Vieles ist diesem
Es ist ein „Hohes Haus“, unser Parlament: kein Tollhaus, kein Fuxbau, kein Hasenstall, kein Schwulenstrich. Es hat Würde, dieses Haus. Unser aller Würde ist mit seiner Würde verbunden.Wann habe ich zum ersten Mal bewußt von ihm gehört, vom „Hohen Haus“? Im Herbst 1933. Das Radio gab die Meldung durch, daß im Foyer des Parlamentsgebäudes ein Nationalsozialist auf unseren Bundeskanzler Engelbert Dollfuß geschossen habe.Dollfuß wurde zum Glück nur leicht verletzt. Der Attentäter trug den „deutschen“ NamenDrtil. Ein Hauch von Furcht beschlich mich. Ich wußte schon, daß
Die Stirnwand des Sommerrefektoriums im Minori-tenkloster zu Graz schmückt ein Kolossalgemälde des steirischen Hofmalers Johann Baptist Raunacher: „Die Speisung der Fünftausend". Unter diesem Bild eröffneten Österreichs „Alternative" am Wochenende ihren bundesweiten Gründungskongreß. Sie werden bei der Nationalratswahl 1983 und auch bei anderen Wahlen kandidieren, erstmals in Graz bei der Gemeinderatswahl im Jänner 1983.Eines scheint jetzt schon sicher: Auch wenn ein Mandatserfolg auf Bundesebene ausbleibt (was wahrscheinlich ist), werden die „Alternativen" viele
Den „Grünen" in Österreich ergeht es wie dem Wald in einem alten Sprichwort. Auf die „Grünen" umgelegt, müßte dieses heißen: Vor lauter „Grün" sieht man das Grün nicht mehr — und das, was, da und dort, hinter dem Grün steckt. Letzteres verdient einige Aufmerksamkeit, weil Grün mehr ist als eine Tarnfarbe.Eine der 15 bis zum Sommer im Innenministerium angemeldeten „grünen" Parteien ist die „Volksunion/Wahlpartei der Unabhängigen/Grüne Plattform". Sie wurde am 13. Februar 1981 in Wien gegründet. Unter den Anwesenden waren nicht nur zwei Barone
Ein „kleiner Wahlsonntag” hat den Demokraten in Österreich eine große Freude beschert: Die demokratischen Kräfte haben eine sichtbare Festigung erfahren.Im Burgenland ist es zu keinen Mandatsverschiebungen und keinem „Erdrutsch” gekommen, der für die Demokratie hätte bedenklich werden können. Der zweitgrößte Politskandal hat der Partei, in der seine Verursacher saßen und immer noch sitzen, nur zwei Prozent Stimmeneinbußen gebracht.Das ist immerhin eine Warnung für diese Partei, aber auch eine mächtige Abfuhr für jene Kräfte aus dem politischen Hinterhalt, die in
Es kracht wieder in Osterreich. Wie in den blutigen Tagen der Ersten Republik. Wer in dem Buch „Gewalt in der Politik” von Gerhard Botz blättert, wird manche Parallelen finden. Sie sollten uns aus dem Tagträum unserer Sicherheit reißen. Die Bomben flattern — seit neuestem als „grüne” Werbeschriften getarnt — in unsere Postkästen. Sie liegen vor unseren Haustüren.Sprengsätze werden nicht erst seit heute am Haus unseres freien und demokratischen Österreich angebracht. Es gilt sich zu erinnern und die Spur der Gewalt zu-rückzuverfolgen: bis in frühe Tage der Zweiten
Großmama schien die Kunde vom Besuch des Kardinals bei Hitler kaum wahrgenommen zu haben. Sie zog sich in diesen Tagen noch mehr als sonst in ihr empfindsames Innere zurück und schloß sich dort ein, wo das arme Herz ihrer Traurigkeit schlug. Sie sprach noch weniger als sonst und schien auch kaum zuzuhören, wenn man ihr etwas sagte...Uber den Canossagang Kardinal Innitzers verbreiteten sich alsbald allerlei Gerüchte. Die Menge auf der Ringstraße, die unermüdlich zu den Fenstern des Hotels Imperial, hinter denen ihr„Führer" Hof hielt, hinaufbrüllte („Wir wollen unseren Führer
Ich hab' das Grün so gern..."Franz Schubert: „Die schöne Müllerin"Dieweil es zu Linz bei der Weihe des Bischofs, auf den die Oberösterreicher so lange gewartet und den sie dennoch nicht erwartet hatten, hoch violett zuging („In Linz müßte man sein ..."), tagte am 17. Jänner in der Mozartstadt Salzburg („In diesen heil'gen Hallen ...") zum zweiten Mal die .Arbeitsgemeinschaft österreichischer Bürgerinitiativen": eine bunte Versammlung initiativer Bürger und Bürgerinnen vom Flötzersteig und aus dem Kamptal, aus Innsbruck und Kramsach, von Spittal an der
Der vielseitige Publizist Kurt-Dieman hat über 17 denkwürdige Wiener Bauwerke Denkwürdiges zu Papier gebracht. Sein Buch „Zwischen Häusern und Zeiten“ erscheint im Signum-Verlag, Wien.
Ein grauer, kalter, regnerischer 1. Mai: Nicht der erste dieser Art in den letzten Jahren.Ich sitze am Schreibtisch: Links das Fenster mit dem Blick ins Graue, das alles Grüne überdeckt. Vor mir Schreibmaschine und Papier, Notizen.Früher bin ich in die Stadt hineingefahren. Es schien die Sonne.Ich denke an den 1. Mai 1-968: Da raste ich von Graz herauf, durch warmes, grünes Sonnenland, um zeitgerecht auf dem Rathausplatz zu sein. Ich wollte einen geliebten Menschen nicht allein hingehen lassen.Heute ist er allein hingegangen.Die Gedanken lassen sich nicht ordnen. Das Geklapper der
Ein Koffer taucht immer wieder in der innenpolitischen Auseinandersetzung auf. Er diente dem Bürgerforumsgründer Bela Rabelbauer, um der ÖVP zehn Millionen zuzutragen. Seither holt die Agitprop der SPÖ den Koffer immer wieder aus der Versenkung historischen Vergessens. Sie hat kein besseres Argument, um von ihren Skandalen - dem AKH-Skandal, dem CA- Skandal - abzulenken, als dieses Requisit.Jetzt bietet sich für Rabelbauers Rubelkoffer eine neue, aktualisierte Verwendungsmöglichkeit an: Der Aktionsgründer Richard Piaty soll sich ihn ausborgen und damit in die Wiener
Ex-Obmann Josef Taus ließ die Katze aus dem Sack: Ursprünglich wollte sich die von Bela Rabelbauer und seinem Anwalt repräsentierte „Spendergruppe" in die ÖVP einkaufen -10 Millionen Schilling für zwei Mandate im Nationalrat bei der nächsten Wahl und ein vernehmliche Zusammenarbeit in einem Büro für Bürgerrechte. Taus-Nachfolger Alois Mock hat jedes Geschäft abgelehnt und auch die Millionen zurückgezahlt. Allerdings: Die Affäre schadet nicht nur der ö VP, sondern auch einer Idee.
Sollen 16 kleinere Friedhöfe in Wien 1995 in Parkflächen umgewidmet werden? Das ist eine der vier Fragen, die den Wiener Wahlberechtigten in der Volksbefragung vom 16. bis 18. März vorgelegt sind. Professor Kurt Dieman hat dazu am 11. März eine illustrierte Faltbroschüre vorgestellt, in der er alle 16 betroffenen Friedhöfe essayistisch beschreibt. Wir bringen im folgenden Text und Bild zum Kalksburger Friedhof.
Monopole stehen von Natur im Widerspruch zu einer demokratischen, freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft. Beim Salzmonopol fällt dieser Widerspruch politisch nicht ins Gewicht - beim Rundfunkmono-pol hingegen sehr. Das Rundfunkmonopol ist Meinungsmonopol und als solches eine permanente Einschränkung demokratischer Grundrechte, Freiheiten und der Pluralität.Diese Erkenntnis, die auch wieder von Natur jedermann einleuchten müßte, ist jeder Diskussion über das Rundfunkmonopol voranzustellen. Damit wäre die Diskussion für jeden Demokraten, freiheitlich gesinnten und die
Drei Tage nach der Wahl teilte Professor Kurt Dieman, der „Sozialdemokrat, der diesmal Taus wählte,“ der SPÖ im Interesse von „Wahrheit und Klarheit“ seinen Parteiaustritt mit. Irgend jemand mußte da eine Ahnung gehabt haben. Zur selben Stunde ging ein Brief des SPÖ-VorStandes an ihn ab, der ihn von seinem Parteiausschluß informierte. Im folgenden sinnt der „Privatwahlkämpfer“ über die Lehre der letzten Wochen nach.
Dieser Tage hat der vielfache Buch- und Glossenautor, Fernsehregisseur und Schriftsteller Kurt Dieman sein im Sty-ria-Verlag herausgebrachtes Buch „Ich sehe rot“ (183 Seiten, Paperback, S 148,-) im Wiener Presseclub Concordia vorgestellt. Dabei führte er u. a. aus:
Die Medien machen es offenbar: die vielgepriesene pluralistische Gesellschaft mit ihren Freiheitsräumen und ihrem Fortschrittsglauben ist gar nicht so frei und fortschrittlich, wie gemeinhin angenommen und behauptet.Die pluralistische Gesellschaft ist auf dem Marsch in die Singularität, mit der sich Freiheit und Fortschritt von selbst auflösen. Die Medien beweisen es und machen es erschrek-kend anschaulich:Das fortschrittlichste Massenmedium, das auch am stärksten die Pluralität zu wahren hätte — das Fernsehen —, verfällt immer mehr der Einfältigkeit, Einförmigkeit,
Wer im politischen Postenbeset-aunigisspiel, in dem es (nach wie vor, oder mehr denn je?) zugeht wie bei der Mafia oder beim kleinen Lotto, einen Stich gemacht hat, dem kann es auch beschieden sein, einmal einen Spatenstich tun zu dürfen, was ihm am Anfang seiner normalen, darum aber nicht minder ehrbaren Karriere nicht bestimmt gewesen zu sein schien. Also tat der Jurist und Sektioosnat Otto Oberhammer, von eines anderen Juristen Dkimierungs-rechtes Gnaden derzeit General-intendanilj des ORF, einen Spatenstich in Klagenfurt und äußerte dabei Pläne über das Regionaifern-sehen, die andere
Ich leide nicht an zirkulärem Irresein, weil ich immer wieder gegen den ORF losziehe. Aber meine Kritik — und nicht nur meine — wird von jener Institution geradezu herausgefordert.Künstlerverbände und Gewerkschaft Kunst rühmen sich der Honorarvereinbarungen, die sie dem ORF abgerungen haben: Sehr zu Unrecht, denn die Lage der „freien Mitarbeiter“ im ORF, jener in die Tausende zählenden kreativen Österreicher, die zum überwiegenden Teil das Radio- und Fernsehprogramm machen, ist materiell und moralisch verunsichert wie kaum zuvor in der halbhundertjährigen Geschichte des
Doch Opferlämmern ist es eigen, Auferstehung zu feiern: Vielleicht werden sie gerade im Hinblick darauf geschlachtet?Leser erlebte seine Auferstehung in der Parteireform, deren Vater er ist: Auf dem Papier ist diese Parteireform schon Gegenwart.Widersprüche innerhalb der Monolithen, die das Land beherrschen — die SPÖ hat durch Regierung und Parlament den Bund im Griff, die ÖVP sechs von neun Bundesländern durch ihre Landesfürsten —, Widersprüche sind zumal unter diesen Umständen etwas Hocherfreuliches: Macht wird erträglicher, wenn man sie teilt. Auch die Mächtigen geben sich
Bundesminister für Äußeres war Bruno Kreisky damals, vor elf Jahren, da mir die Ehre widerfuhr, im Quartett mit ihm, dem Gelehrten und nunmehrigen Auchpolitiker Erma-cora und dem bereits verstorbenen Publizisten und Historiker der Arbeiterbewegung Hanak, unter der geschickten Leitung des von der jungen Generation inzwischen ins hohe Parteimittelalter aufgerückten Blecha am Währinger Brauhaus für den Präsidentschaftskandidaten Franz Jonas zu tcerben.Es war meine erst persönliche Begegnung mit Kreisky, dessen politisches, vor allem aber menschlichesAuftreten und Gehaben mich sehr für
Herrn, sorglich, bedacht, daß nur ja kein Schmutzfleck die Weiße der Seiden und Chiffons verunziere.Weiße Westen: wie viele ahnen heute noch, wie diese auszusehen hätten? Und doch: die Demokratie erhält ihre Leuchtkraft von den weißen Westen ihrer Verantwortlichen. Die weißen Westen sind die Zierde der Demokratie: wir alle sind für sie und ihre Reinerhaltung mitverantwortlich.Vor Wahlen werden engagierte Staatsbürger — und solche, die sich von einem politischen Engagement etwas verheißen — von den Parteimanagern aufgetrieben, um als Unterschriftenlieferanten die Plakatwände zu
etwas durchaus anderes auf: nämlich mehr und mehr Staat — auch Staat im Staat, zu allem Überfluß — überwuchert den Menschen, Verheißener Machtabbau führt zu unvorstellbarem Machtzuwachs im Großen wie im Kleinen, zu gigantischen Machtballungen und ebensolchen Machtmißbräuchen. Angestrebte Transparenz der Macht verstärkt ihre Verdunkelung, ihre Un-durchsichtigkeit. Im Heilszeichen des Sozialismus verarmt das Soziale, das in der „anima christiana naturaliter“ wurzelt.Das ist die negative Dialektik der gesellschaftlichen Entwicklung, die sich mit den Siebenmeilenstiefeln eines
weit hinausgekommen. Aber wer Österreich kennt und sich bemüht, es immer gründlicher kennenzulernen, der ist auf dem besten Weg, sich auch in engeren Grenzen ein schönes Stück Kosmopolitismus anzueigenen.Und weil mir Gesinnung, Gesinnungsbegriffe und Gesinnungsbezeichnungen von früh auf etwas wert sind, empört mich das Schindludertreiben mit ihnen, das zunehmend in Mode kommt — Hand in Hand mit der Verschlampung der Gedanken und der Sprache: Da ist konservativ bald das Schimpfwort für die einen, wie revolutionär das Horrorsynonym für die anderen. Dabei wäre es doch so einfach,
Der Streit um den durch die Reform keineswegs außer Streit gestellten österreichischen Rundfunk geht weiter: Neuer Höhepunkt ist eine ÖVP-Belangsendung, in der am Rundfunk selbst scharfe Kritik geübt wird und die dem Interdikt durch den Rundfunkchef verfiel — vor dem „Generalintendanten“ habe ich einen Horror.Belangsendung hin, Belangsendung her: das berührt mich persönlich kaum. Was mich aber aufrührt, das sind die Belange des Rundfunks selbst: seit einem Viertelfahrhundert bin ich sein regelmäßiger Mitorbei-ter und jahrelang hieß mein „Cete-rum censeo“: „Bacher esse
Niemand muß befürchten, daß er sich einen Schnupfen zuzieht, oder gar die asiatische Grippe, wenn er in den frischen Wind gerät, den mein Freund gelegentlich um sich her macht: mein Freund, mit der zunehmend flüssiger werdenden Rhetorik zwischen Wiener Vorstandcharmeund Soziologenchinesisch., dem kek-ken, dreigespitzten Anstecktuch — Markenzeichen beinahe schon von der Popularität des ORF-Loches —, mein Freund mit dem lustigen Profil und dem Sinn für Humor: der „Mediencharly“.Seit einiger Zeit kann man ihn auch „Reformcharly“ nennen: Dies xoahrscheinlich mit mehr
— versteckt im Dickicht —, die ihre Äste, jämmerlich verstümmelt, in den Dämmerhimmel reckt: Anklage gegen die „Allen gehört Alles“-Mo-ral dieser Gesellschaft, die am Ende nur zu einem hinführen kann: zum schließlichen „Allen gehört gar nichts mehr“.Da schlendern sie, die vergnüglichen Sonntagsspaziergänger — Ur-urenkel jener Leute, die Waldmüller im Wienerwald gemalt hat — entlang dem Wald- und Wiesengürtel; und reißen von den Büschen, von den Bäumen meterlange Zweige, die den ersten schüchternen Schmuck des aufkeimenden Frühlings angelegt haben: die
Es gibt vielerlei Menschen: den Höhlenmenschen zum Beispiel (auch Troglodyt genannt), den Marsmenschen (eine Fiktion), den Sowjetmenschen (leider keine Fiktion), den Affenmenschen, seit ein doppelter Doktor mit kräftigem Haarwuchs die Ob-frau als Pendant zum Obmann erschaffen hat, den Obmenschen und — den ORF-Menschen. (Verhaltensforscher würden ihm als seine hervorstechendsten Eigenschaften Schnoddrigkeit und Arroganz attestieren.)Als Kleidung bevorzugt der ORF-Mensch Blazer; er trägt aber auch Blue-Jeans. (Konsequenterweise müßte er Blue-Jeans zum Blazer tragen: aber dazu fehlt ihm
RodaunDer Wein, er kam hierher zu Fuß mit der Legionen Schritt gegangen, entbietet nach dem Marsch, dem langen, Ermatteten Willkommensgruß.Hier reicht der Ebene zum Kuß das Bergland seine grünen Wangen; von Föhrendunkel kühl umfangen, eint Stein und Vers derselbe Genius.Gehorchend einem inneren Beschluß,zog es sie her, die dichteten und sangen;und die Gedanken, die sich da ins Lichte schwangen,wie fern war ihnen aller Weltverdruß.So wuchsen aus der Landschaft Geist die liebvertrauten, reizenden Gestalten, die eine Welt, sonst hoffnungslos vergreist, noch einmal für uns jung erhalten: