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Bitte, nicht diese Töne!

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Bürgerohren, Wählerohren sind empfindsamer, als Partei- und Werbemanager es vermuten. Das könnte den Partei- und Werbemanagern Mut machen: vorausgesetzt, daß sie die richtigen Töne finden. Das scheint aber, schonungsvoll gesagt, bei weitem nicht immer der Fall zu sein.

Weit und breit hatte die große Opposition in den vergangenen sechzehn Jahren keine so große Chance für einen Bundeserfolg, wie sie sich jetzt für die Bundespräsidentenwahl im kommenden Jahr abzeichnet. Dieser Erfolg scheint in der Partitur der politischen Möglichkeiten förmlich vorgegeben.

Der Erfolg wird sich auch einstellen, wenn nicht — ja, wenn nicht im eigenen Orehester laufend falsche Töne angeschlagen würden, was das richtige Abspielen der Partitur erschwert.

Da drang durch gezielte Indiskretion die Katzenmusik eines ersten Werbekonzepts jener Agentur „Young & Rubicam“ an die Öffentlichkeit, deren Name allein schon in sensibleren Gehörgängen nicht gerade die werbewirksamsten Assoziationen hervorruft. Jedoch: Solch musikalische Überlegungen wurden beim Millionenengagement der Amerikaner, die den Österreichern den ersten Österreicher verkaufen sollen, nicht angestellt.

Die kongeniale Fortsetzung ereignete sich in der „Concordia“: Der erste Auftritt von Waldheim-Protagonisten war kompositorisch nicht sonderlich vorbereitet. Es wurde nicht sehr einstimmend durcheinander gesungen, obwohl der vielleicht größte lebende Komponist des Landes, der Herr von Einem, anwesend war und den weißen Bart seiner Vorliebe für Herren, mit denen man allerdings keine Wahlen gewinnen kann, über das Intermezzo breitete.

Am 4. November soll nun einer der besten Präsidentschaftskandidaten, den Österreich je hatte, im „Goldenen Saal“ des Wiener Musikvereines — Heimstatt unsterblicher Töne — offiziell präsentiert werden. Hoffentlichwird dabei — vom Kandidaten abgesehen — nicht nur Blech geblasen werden. Zeit für Einfälle wäre noch gegeben.

Der Ton macht bekanntlich die Musik. Darauf sollten zumindest bis zum 6. Mai 1986 jene Politiker Bedacht nehmen, die in diesem Datum eine große Chance nicht nur für ihre Partei, sondern für Österreich erkennen.

Auch Mißtöne, wie diejenigen, die unlängst ein Landeshauptmann losließ, indem er als gewählter Mandatar einem anderen gewählten Mandatar das Wort in ^einem Land“ verbat, weil ihm dieses Wort nicht paßte, setzen sich im Ohr des Bürgers, des Wählers fest und hinterlassen dort einen unguten Nachhall.

Das gilt nicht minder für das Kulissengeflüster von einer Qbmannablöse. Schluß damit, bis die Maiglöckchen läuten!

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