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Das letzte Aufgebot

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Ein Koffer taucht immer wieder in der innenpolitischen Auseinanderset­zung auf. Er diente dem Bürgerforums­gründer Bela Rabelbauer, um der ÖVP zehn Millionen zuzutragen. Seither holt die Agitprop der SPÖ den Koffer immer wieder aus der Versenkung hi­storischen Vergessens. Sie hat kein bes­seres Argument, um von ihren Skanda­len - dem AKH-Skandal, dem CA- Skandal - abzulenken, als dieses Re­quisit.

Jetzt bietet sich für Rabelbauers Ru­belkoffer eine neue, aktualisierte Ver­wendungsmöglichkeit an: Der Aktions­gründer Richard Piaty soll sich ihn aus­borgen und damit in die Wiener Löwel- straße gehen. Zehn Millionen haben ja

erwiesenermaßen - in dem ledernen Traggeschirr Platz. Und die wird Karl Blecha jedem gerne zahlen, der aus der ÖVP ausschert.

Schon einmal haben sich Millionen aus der Löwelstraße für die Löwel- straße bezahlt gemacht: Damals, als von dort - von wo sonst? - die Spaltung des (sogenannten) bürgerlichen Lagers vorangetrieben wurde. Jetzt trägt der (Noch-)ÖVP-Mandatar der Steier­mark, Ärzteprimarius und Politprima­ner Piaty den Spaltbazillus weiter.

Wer sollte sich dafür erkenntlich zei­gen? Die Kärntnerstraße? Nein: Die Löwelstraße! „Aktion für Österreich“: das ist ein schlechter Name. Besser sollte es „Aktion für die weitere Stär­kung eines sozialistischen Österreich“ heißen. Oder gleich, angesichts seiner immer noch nicht angeschlagenen Publikumswirksamkeit: „Aktion für Kreisky.“ Daß es so etwas seit ein paar Tagen gibt, ist kein Glück für Öster­reich.

Ein Trost: auch der Piaty hat schon im Anfangsstadium seiner „Aktion“ kein Glück. Der angebliche Mitpropo­nent Univ.-Prof. Paschke hat - neben anderen - seinen Namen zurückgezo­gen.

Auch weiterhin wird den Piatysten das politische Glück kaum lachen, denn dort, wohin sie sich ausrichten, gibt es nur noch etwas zum Weinen. Politische Leichen können einer Neugründung - welcher Art und welchen Geistes immer

nur zu einem verhelfen: zu einer Tot­geburt. Und wenn die einmal zur Welt gekommen ist, kann sie auch kein noch so guter Internist (auch nicht der von Fürstenfeld) zum Leben erwecken.

Piatys Mannen, die dem Konservati­vismus in Österreich auf die Beine hel­fen wollen, gehen auf politischen Krük- ken und können nur noch eines konser­vieren: ihre Vergangenheit. Und die ist für die Zukunft der „Aktion für Öster­reich“ ein schlechtes Omen:

Der Graf Strachwitz war schon ein­

mal eine Fehlinvestition der ÖVP, er ist ein politisch toter Mann. Heinrich Drimmel hat schöne Bücher geschrie­ben, wurde aber von der eigenen Partei kaltgestellt. Ihn wieder aufzuwärmen, mag ein schwieriges Unternehmen sein. Harald Ofner ist der jüngste Spitzenun­terlegene der FPÖ. Der Nervenscrinzi (Bezeichnung von Fritz Muliar) ist hin- terkärntnerische Vorvergangenheit.

Der Prinz Vinzenz Liechtenstein re­präsentiert immerhin urältesten Adel. Aber auch zu ihm werden jene kaum „YES“ sagen können, die aus der Mitte für eine neue konstruktive (auch Kon­servatives einschließende) Opposition gewonnen werden müßten.

Das Konservative läßt sich über­haupt kaum aktionieren. Es blüht auch dort auf (zum Glück!), wo es nicht ge­sät wurde. Das ist gerade seine Stärke. Aktionskonservatismus führt leicht (oder fast immer) zu Reaktionen: nicht konservativen, sondern reaktionären. Und das ist ein himmelweiter Unter­schied.

Rechts ist nichts: nur „terra inco­gnita“. Alle „Rechtsgründungen" der jüngsten Zeit sind deshalb auch in Grund und Boden gegangen. Wo ist Hans Pretterebners „Neue Volkspar­tei“ verschwunden? Wo kreißt Stein­hausers „Salzburger Kreis“ und gebiert ein Mäuslein? Selbst die „Ranger“ der ÖVP sind im rechten Straßengraben auf dem Weg von Wahlniederlage zu Wahlniederlage liegengeblieben. Nicht einmal der „heimatlose Rechte“ Gerd Bacher hält noch etwas von solcher No­stalgie.

Die Zukunft einer Aktion für Öster­reich, die auch konservativen (nicht re­aktionären!) Geistes sein sollte, liegt in der Mitte: genau dort, wo sich die wahl­entscheidenden Wähler sammeln. Hier ist auch die einzige Chance für eine Stärkung oppositioneller Kraft. Alles andere schwächt sie und stärkt damit nur die derzeit vorherrschende (fast schon alles beherrschende), a- und anti­konservative Macht.

Deshalb der Rat mit dem Koffer: Was die Piatyreaktionisten einzig und allein erreichen können ist, der ÖVP und FPÖ am rechten Rand - in Reih’ und Glied mit einem Norbert Burger - ein bißchen etwas abzunehmen und aus der Mitte schwankende, von rechts ab­gestoßene Wähler erneut der SPÖ zu­zutreiben.

Da aber bei den nächsten Wahlen da und dort schon ein bißchen ausreichen könnte, möglicherweise gravierende Verschiebungen herbeizuführen (oder zumindest irreversibel einzuleiten), hat die SPÖ allen Grund, sich über dieses „letzte Aufgebot“ rotherzlich zu freuen. Der Autor ist freier Publizist.

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