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Tiefland - noch möglich?

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Gibt es eine zeitgemäße Inszenierung von Eugen d’Alberts „Tiefland”? In der Oper stehen veristisch-naturali- stische Müieuschilderung und romantisch-einseitig gezeichnete Charaktere nebeneinander, so daß weder die Wahrscheinlichkeit der alltäglichen Welt noch die der idealen Typen aufkommt, sondern nur die billige Entgegensetzung reines Hochland - schwüles Tiefland übrigbleibt.

Die Innsbrucker Inszenierung des Intendanten H. Wlasak wurde mit diesem Bruch nicht fertig - einer romantischen Heimatstilkulisse mit süßen Effekten im Vorspiel folgte ein überzeugender, bis ins Detail richtiger Mühlenraum, doch ergab die Öffnung der Rückwand auf das „reine Hochland” einen mehr als peinlichen Effekt (Bühnenbilder und Kostüme: Hans- jörg Stock). Xennoch hüteten sich Regisseur Wlasak und Musikdirektor Seipenbusch, diese gefährlichen Elemente, die auch in der Musik angedeutet sind, dramaturgisch und musikalisch zu betonen. So war das Orchester wohltuend unsentimental, aber für die Regieabsicht der Herausarbeitung des menschlichen Schicksals immer wieder zu undifferenziert, zu grob.

Der guten Leistung der Interpreten kommt ein wesentlicher Teil der Wirkung zu, die der Abend trotzdem hatte. Bohus Hanak als Sebastiano hatte die Ausstrahlung des reichen und skrupellosen Bösewichts und war sängerisch insgesamt befriedigend. Manfred Schmidt-Maillė als Pedro übertraf noch seine Leistung als Othello und war in jeder Hinsicht überzeugend. Bei der Premiere interpretierte Gertraud Eckert die Marta vor allem als anziehende Frau, die das Opfer des Mannes geworden ist, der sie verfuhrt hat; stimmlich war sie indisponiert. Bei der zweiten Aufführung zeigte Eva Maria Molnar, die auch stimmlich überzeugte, die seelische Zerrissenheit konsequenter und intelligenter.

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