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Tinte statt Champagner

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„Die Fledermaus" in derGrazerOper: Gegen den Strich gebürstet, in „kritischer" Sicht, aller Harmlosigkeit beraubt. Der Prinz Orlofsky ein Voyeur, der seine Gäste durch ein Riesen-Auge wie in einer Peep-Show beäugt. Lauter geile Bürgerhengste, die nach der Stute wiehern, zappelnde Neu-rotiker. Der zweite Akt: Ein üppiges Lebendes Bild nach Makart-Art mit Musik von Debussy (!) und einer allgemeinen Grapsch-Orgie; das fidele Gefängnis als „österreichische Hölle" mit einem intellektuellen, grantig nörgelnden Frosch, der Karl Kraus rezitiert (Peter Uray) - und das ganze abgesegnet von Sigmund Freud und Erwin Ringel, so, alsob Seitensprunggeschichten ein Spezifikum aus-

schließlich der „österreichischen Seele" wären...

Michael Wallners Regiekonzept ist eine typische Schreibtischtat, die in der moussierenden Atmosphäre des Werkes und in der Bühnenluft einfach verpufft. Straußens völlig affirmative Musik widersetzt sich dem Regiekonzept. Tinte ist kein Ersatz für Champagner.

Bleibt als Trumpf des Abends die künstlerische Großtat des Dirigenten Mario Venzago, der unendlich subtil Präzision und Schmelz vereint und die geniale Schönheit dieser Komposition transparent zu machen versteht.

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