(Gruppe 80 in der „Kulisse“, Wien; „Der Talisman“ von Johann Nestroy.) Titus Feuerfuchs hat sich aller Verfeinerungen entledigt und ist in die Vorstadt zurückgekehrt, ein nicht nur rothaariger, sondern auch häßlicher Geselle von brutaler Geradlinigkeit.
Wurde nicht Nestroy nach seinen ersten Auftritten in Wien als „Ausbund an Gemeinheit“ bezeichnet? Genau auf dieses Wort hin könnte Helmut Wiesner das Stück inszeniert haben. Und als „Ausbund an Gemeinheit“, das heißt an Gewöhnlichkeit, bekommt Nestroys von der Aufführungspraxis glattpolierter Titus Feuerfuchs plötzlich wieder seine ganze Aggressivität und Schärfe.
Dieter Hofinger bringt aber das Kunststück fertig, nicht nur den un- geschneuztesten, ungekampeltsten und häßlichsten Titus, den ich je gesehen habe, auf die Bühne zu stellen, sondern dem bleichen Rotschädel auch jenen Anflug von latenter Gefährlichkeit zu geben, der seine Wirkung auf die besseren Damen (und auf die von Waltraud Kutschera sehr sympathisch gespielte Salome Pockeri) glaubhaft macht.
Damit etabliert sich ein altes Ensemble neu. Es handelt sich um die Komödianten, die sich im Vorjahr von Conny Hannes Meyer trennten. Ihre komödiantische Substanz war über jeden Zweifel erhaben. Mit dieser Aufführung ist auch die für die selbständige Arbeit der neuen Gruppe notwendige analytische Intelligenz nachgewiesen.
Das neue Beisei „Zur Kulisse“ in Hernals (Rosensteingasse 39) ist genau der richtige Rahmen für die Aufführung, deren Vorstadt-Charakter ein raffiniert eingesetztes Stilmittel ist. Mit echter Vorstadt hat sie so viel zu tun wie Brechts Mahagonny mit dem Wilden Westen. Wolfgang Florey schrieb eine so primitive Musik, daß ihre Wiedergabe noch erlernt werden muß.