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Tom und Maja

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Unser Nachbarbub auf dem Land - 1. Klasse Hauptschule - hat noch nie ein Buch gelesen. Dabei steht zum Beispiel auch die neueste Fassung und Bebilderung des Tom Sawyer in seinem Schrank.

Vor der neuen Serie - „Die Abenteuer des Tom Sawyer und Huckleberry Finn“, jeden Freitag, FS 1, 17.30 Uhr erinnerte ich ihn, doch gerade in den Ferien jetzt zu lesen. Die Bilder, die dann in seinem Kopf entstünden, wären noch tausendmal schöner als die auf der Scheibe. „Abgesehen von der Rechtschreibung, die Du beim Anschauen der gedruckten Wörter trainierst“, mahnte ich. Doch das beeindruckte ihn gar nicht, so daß ich sicher bin, verloren zu haben. Ein potentieller Leser - für immer verschluckt.

Der neuen Serie kann dabei nicht die Schuld gegeben werden. Die ist - Kunststück bei einem Drehbuchautor wie Mark Twain - ganz buchgerecht und sicher nicht schlecht. Mir ist der Tom etwas zu aggressiv, zu wenig verschmitzt, der Ruck dafür etwas zu angepaßt, auch habe ich beide etwas jünger im Sinn.

Mein Pech, daß ich halt leider mit dem Original vergleichen kapn.

Ich bin trotz meiner Trauer über die vielen verlorenen Leser nicht sicher, ob das Fernsehen prinzipiell für Kinder zu verteufeln ist. Die „Biene Maja“ beispielsweise -obwohl grauenhaft) abgesehen vom Buch (das allerdings für Fünf- bis Siebenjährige noch viel zu schwierig ist) - half mir prima beim harten Job des Erziehens. Die kleine Tochter wollte fortan nur noch die tüchtige Maja sein, ein Wink mit dem faulen Willi genügte.

Wie die Eltern dies allerdings nun machen, wenn sich alle ihre Buben mit Tom oder Huck identifizieren? Nicht auszudenken. Abwarten, es geht gut aus. Vielleicht packen Sie sich und Ihrem Buben doch noch das Buch in die Badetasche ein? Zum Vor-Le- sen.

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