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Totenmord

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90 Jahre nach seinem Freitod wird Otto Weininger in Romanform umgebracht. Der ungarische Romancier (promovierter Soziologe) Miklös Her-nädi erzählt „Weinigers Ende” als Mischung historischer Fakten und ironischer Erfindungen. „Ein Kriminalroman”, witzig, doch der Witz der Sache: der Charakter des Autors von „Geschlecht und Charakter” wird elementar in Frage gestellt.

Der berühmte Weiberfeind und jüdische Antisemit verliebt sich, noch dazu in eine zionistische Terroristin, die einer extremistischen Gruppe angehört und den Weltfremden mißbrauchen will, um einen geplanten Mord an dem (zu wenig radikalen) Dr. Herzl zu tarnen. Ihr zuliebe widerruft Weininger seine Thesen (ein Kapitel fingiert den Stil des Toten, doch wurde der Essay später vernichtet), wird aber vom Geliebten der Ff au versehentlich erschossen.

Prominente Persönlichkeiten, von Arthur Schnitzler bis Karl Kraus, sind aufgeboten, um die (noch dazu reich bebilderte) Geschichte glaubhaft zu machen. Historische Schnitzer dürften der Übersetzung anzulasten sein: So wird Kronprinz Rudolf zum „Großherzog”, Karl Lueger zum „Oberbürgermeister” und so weiter. Immerhin wurde das Werk in die von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen .Anderen Bibliothek” aufgenommen.

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