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Treibjagd auf Mock in zweiter Auflage

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Gerd Leitgeb hat im Herbst in Kurt Falks „taglich Alles” zur Politikerjagd geblasen: Jagt sie wie die Hasen! Wie die Treibjagd lauft, fiihrt Falks „Ganze Woche” vor: Sie will Alois Mock abschieBen.

„Im Februar 1993 wird der unheilbar kranke Dr. Mock zuriicktreten”, stand dort - zufallig neben einer Leitgeb-Ko-lumne - zu lesen. Der AuBenminister sei von der unheilbaren Parkinson-Krankheit gezeichnet, hieB es unge-zeichnet. Und um dem Ganzen den Anschein von serioser wie aktueller Information zu erschleichen, werden anonym Aussagen vorgeblicher Mock-Mitarbeiter zitiert, die sich besorgt zei-gen. Mehr noch, die Sensation schlecht-hin zum Jahresende 1992: „Eine Liste von Arzten, die Mock behandeln, wurde der ,Woche' zugespielt.”

Ein Schmierenstiick sondergleichen, abgeschmiert namlich auch noch dazu. „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode” (Shakespeare, Hamlet II). Denn betrachtliche Passagen dieser nunmehrigen „Enthiillung” - und zwar die Kernsatze - sind, noch dazu prak-tisch wortident, jenem ungezeichneten Beitrag entnommen, den „Die ganze Woche” 15 (!) Monate davor, am 3. Oktober 1991, unters Volk gebracht hat: Damals wie heute unter Berufung auf sozusagen briihwarme wie ebenso gleichlautende Aussagen der Mock-Umgebung, selbstverstandlich auf immer aufs neue gerade erst und jetzt der „Woche” zugespielte Arztelisten.

Ein ganz mieser, iibler Stil. Mies gegenUber dem AuBenminister, eine abschriftliche Frotzelei der Leser und der Offentlichkeit noch dazu.

Natiirlich ist der Gesundheitszustand eines Spitzenpolitikers fiir die Offentlichkeit von Interesse: Dann namlich, wenn er krankheitsbedingt seine Amts-geschafte nicht mehr wahrnehmen kann. Ein alkoholkranker AuBenminister etwa, der besoffen unter den Ver-handlungstisch plumpst, ware tatsach-lich fiir die Republik untragbar.

Von einer Beeintrachtigung in seiner Amtsausiibung kann bei Mock aber keine Rede sein, im Gegenteil: In der ihm eigenen Beharrlichkeit und Zahig-keit arbeitet er von friih bis spat, jagt von einem Termin zum nachsten und jettet von einem Besuch zum anderen, international geschatzt und wie nie zuvor geachtet. Was seine Arbeitslei-stung betrifft, iiberragt er die Mehrzahl seiner Ministerratskollegen betrachtlich, sein politischer Weitblick - Stichwort: Balkankrise - kann sich allerweil mit anderen messen. Daher mit Thomas Klestil: SchluB der Debatte! Und einer, der diese Treibjagd aushalt, muB ja eigentlich ganz schon gesund sein.

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