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Triviales vom Rande

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In seinem ersten Roman „Das Waisenhaus“ führte Hubert Fichte die Ich-Figur „Detlev“ ein, der Protagonist als Kindheits-Ich in den Kriegswirrnissen. Im darauffolgenden Roman „Die Palette“ figurierte „Jäcki“ als die Spiegelperson des Autors, Ausdruck der Beat- und Pop-Generation.

Im dritten Roman „Detlevs Imitationen. • Grünspan“ verschränkt Fichte in filmischer Schnitt-Technik die Kindheitsepisoden mit den Ereignissen des gealterten Detlev-Jäcki.

Fichte, der sich stets mit den Außenseitern der Gesellschaft beschäftigt (Boheme, Kriminelle, marginale Gruppen) arbeitet in präziser Montage KZ-Greuel und gegenwärtige Kriegsverbrechen ineinander, blendet seine frühkindlichen Erlebnisse und Phantasien in die Darbietungen moderner Nachtlokale und Spezial-klubs über.

Jede Art von Realität wird für Fichte gleichberechtigtes Sprachmaterial. Ohne Selbstzensur entwirft er ein illusionsloses Zeitpanorama. Detlevs Haar, einst auf einer Bühne als Kinderstar gold eingefärbt, setzt Grünspan an.

Das Buch hat allerdings nicht die poetische Dichte der wirklichen Literatur; die Texte, von trivialer Alltäglichkeit, bleiben im Dokumentarischen stecken. So findet auch die Tradition von Emile Zola ihre verdünnte Fortsetzung.

DETLEVS IMITATIONEN „GRÜNSPAN“. Von Hubert Fichte, S. Fischer, Neuausgabe 1979, öS 178,40.

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