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Trödelkönig

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Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige. So gesehen entwickelte Hans Joachim. Kulenkamvff letzten Samstag alles andere als aristokratische Fähigkeiten.

„Einer wird gewinnen" war diesmul ein Versprechen, das einzulösen Kuli mehr Zeit abverlangte, als ihm die Programmplanung zugestand. Das lag aber nicht an den Kandidaten, die sich diesmal ein totes Rennen im Mehr-oder-weniger- Wissen lieferten.

Kuli trödelte einfach, in Summe etwa 30 Minuten.

Was für Österreichs Femseher ein eher ungewöhnliches Erlebnis ist, das sich nur dann gehäuft einstellt, wenn sich Fußballer nach 90 Minuten nicht und nicht auf einen Sieger einigen können, ist hingegen in der Bundesrepublik Deutschland ein verbreitetes Medienphänomen: Die Trödelkultur.

Zwar gilt auch dort ,^eit ist Geld", doch ändert das nichts daran, daß Femsehen keineswegs eine königliche Disziplin ist. Da keimt schon eher der Verdacht auf, daß es menschelt und der Zuseher staunend und mitunter ungeduldig auf den nächsten Programmpunkt wartend mitansehen muß, wie die medialen Alleinunterhalter ihren Marktwert ausloten.

Ist für den Manager ein großes Büro, ein protziger Sessel oder ein größerer Hubraum prestigeträchtiges Statussymbol, so scheint den Medienprofis die Höhe ihrer Gage zu wenig über ihre Stellung in der Hackordnung auszusagen.

Während ein armes Würstchen sich strikt an die vorgegebene Zeit halten und neiderfüllt auf die Kollegen blicken muß, die sich bereits einige Minuten überziehen ungestraft leisten können, stehen jene schon ganz gut da, die stolzerfüllt von sich behaupten können: Schaut her, jetzt bin ich schon für 15 Minuten gut. So gesehen ist Kuli unrklich Spitze - der Trödelkönig.

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