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Trommelwirbel

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Malen und Schreiben, sagt Margarethe Herzele, liefen, so überhaupt Zeit sei, bei ihr parallel. In Wahrheit jedoch sind sie nicht voneinander zu trennen, denn Graphisches und Malerisches werden im Wort zu neuer Substanz. Großbuchstaben, Sperrdruck, Gedankenstriche und -punkte, die kräftigen, auch ungewöhnlich kombinierten Farben, bringen .eine^ Botschaft „zustande, idie stark überhöht, ja verfremdet erscheint. Sonst würden, heißt es, die Seelen ersticken, ,4m Fette (ihrer) Gleichgültigkeit“.

Daher der Schrei, auf Kosten, kann sein, von Grammatik und Syntax, Bilder der Verzweiflung, leidvoller Liebe, männlicher Brutalität, in einem Egoismus, der kein „Wir“, sondern „immer nur/ ein neues Ich“ kennt.

Die Sonne steht schwarz da, der Mond erscheint blau, die Nacht ist, dem Gemüt entsprechend, schwarz oder fahl oder rosa. Bisweilen reichen die Namen nicht aus, dann heißen die Farben „heftig“ und „wild“, verraten Geruch und Geschmack, greifen sich samtartig an, sind schwarz oder weiß, daher inexistent. Uberwiegend ist die Trauer, von der Dichterin — darin Hölderlin ähnlich — als „dunkelste Farbe der Freude“ bezeichnet. Trotz allem: In diesem Trommelwirbel dichterischer Phantasie lebt die brennende Sehnsucht nach Einssein und Liebe.

TROMMELWIRBEL DER WOLKEN. Gedichte. Von Margarethe Herzele. Verlag G. Grasl, Baden bei Wien 1987. 64 Seiten, kart., öS 90,-.

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