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Trommelwirbel vor dem Parlament

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Mit Kampfschildem, Stöcken und Tränengasbomlben bewaffnete

Alarmeinheiten der Staatspolizei wurden in Ottawa eingesetzt, um den Sturm militanter Indianer auf das Parlament albzuwehren.

Kanadas Rothäute werden kampflustiger. Kurz vorher hatten schwer bewaffnete Ojibway-Indianer den Anishinabe-Park in Kenora besetzt. Sie zogen sich erst aus dem Gebiet zurück, als der Anishinabe-Park als „free land” bezeichnet wurde — dessen Eigentumsrecht klargestellt werden muß. Anishinabe war, so behaupten die. Ojibways, ihr Besitz, ehe der große Park zu Unrecht das Eigentum der Stadt Kenora wurde.

Die Demonstrationen vor dem Parlament sollten Kanadas Öffentlichkeit auf das den Indianern angetane Unrecht aufmerksam machen. Sie kämpfen um bessere Lebensbedingungen und um die Rückstellung großer Ländereien, von denen sie behaupten, daß sie ihnen zu Unrecht afogenommen wurden. Bei der Abtretung großer Ländereien an den Staat Unterzeichneten die des Lesens unkundigen Indianer einst die Verträge mit einem „X”, doch zuweilen wurde sogar dieses „X” von einem Bleichgesicht, dem Indian-Agent (als dem Repräsentanten des Staates) für die Rothäute gemacht…

Unter Trommelwirbel verbrannten die Rothäute vor dem Parlament Kanadas Flagge, setzten Bäume in Brand und bewarfen die Polizei mit Steinen. Neun Polizisten und General A. J. Dextraze, Chef des Generalstabes, wurden durch Steinwürfe verletzt. Auch eine Anzahl von Indianern benötigte ärztliche Behandlung. Cindy Anderson (20), eine Prärieindianerin, mußte mit schweren Kopfverletzungen in ein Spital gebracht werden.

Die Regierung Trudeau handelte schnell. Indian-Affains-Minister Judd Buchanan wird eine Reise von der Küste des Atlantik bis zu jener des Pazifik antreten, um die Beschwerden und Probleme der Ureinwohner des Landes „auf ihrem Rasen” zu überprüfen.

Mittlerweile wurde ein von militanten Rothäuten besetztes leerstehendes Gebäude in Ottawa — Eigentum des Staates — als „Indian Embassy” proklamiert. Die Indianer erklären, daß eine Vertreibung aus ihrer „Botschaft” zu Demonstrationen führen würde, „die nicht so friedlich verlaufen werden”.

Anno 1632 schrieb der Chronist P. Paul Le Jeune über die Indianer: „Sie näherten sich uns wie Füchse, sie attackierten wie Löwen und sie verschwanden, den Vögeln gleich.”

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