(Schauspielhaus, Graz; „Ich und Ich" von Else Lasker-Schüler) Als Herausforderung an ein vermeintlich provinzielles Publikum mag der aus der Frankfurter Theater-Szene kommende neue Direktor Marc Günther seine Inszenierung des letzten Stücks der Dichterin gedacht haben, als Testfall sozusagen. Doch auch weit stärker „expe-riment-geeichteh'* Zuschauern würde diese österreichische Erstaufführung als unbefriedigender Versuch erscheinen. Was sich da in versponnener „Rummelplatz-Chaotik" als potpourrihaftes Welttheater-Fragment drei Stunden lang in Reimen zum Thema „Zwei Seelen wohnen, ach!" verbreitet -Zeiten und Räume, Goethe, Faust und Mephisto, Altes Testament und Nazi-Größen fast kabarettartig vermanschend -, das geht inhaltlich kaum, dem logischen Zusammenhang nach schon gar nicht über die Rampe. Es wird zum Aufhänger für mimische Etüden und ein paar Regiekunststücke, beweist dabei seine Eignung als Lesedrama oder als Gegenstand eines Literatur-Seminars, nicht aber seine Rezi-pierbarkeit durch ein verstörtes Publikum. Auch viel Engagement und ein Riesenaufgebot an Mitwirkenden (inklusive derGrazerTram-waykapelle mit dem „Badenweilermarsch") können daran nichts ändern.