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UdSSR-Vietnam

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Ein erschütterndes Buch! Eine Russin schreibt über den unnützen, grausamen Krieg in Afghanistan, wohin man die Rote Armee 1979 mit leichtem Herzen geschickt hatte.

Die in Minsk lebende Autorin S wet-lana Alexejewitsch ist bereits durch ihr vor Jahren (auch in deutscher Sprache) veröffentlichtes Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" aufgefallen. Sie hat darin die persönlichen Schicksale der sowjetischen Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg dargestellt. Jetzt werden die „Veteranen" des Afghanischen Krieges interviewt, junge Männer und Frauen, die der Krieg in den weiten Bergen Afghanistans zu Krüppeln gemacht hat: zu menschlichen und seelischen Krüppeln. Denn entgegen der „Heldenposen" der roten Presse wurden sie für die Großmachtpolitik der UdSSR geopfert. Man sagte ihnen zum Beispiel: Wenn wir nicht rechtzeitig in Afghanistan sind, kommen die Amerikaner. Dies müssen wir vereiteln.

Den Stoff für das Buch „Zinkjungen" sammelte die Autorin während der letzten Jahre vor allem in und um Smolensk. Sie sprach mit Soldaten und Offizieren, sie unterhielt sich auch mit Müttern und Witwen von Gefallenen sowie mit Zivilangestellten (etwa Krankenschwestern). In Porträts und in Monologform werden diese „Zeitdokumente" den Lesern vorgestellt. Afghanistan wurde zum Vietnam der Sowjet-Gesellschaft und beschleunigte ihren Untergang.

Der Titel „Zinkjungen" kommt daher, weil die Gefallenen dieses Krieges den Hinterbliebenen in Zinksärgen zurückgebracht und pietätlos ausgehändigt wurden. Das Buch ist eine Anklage gegen die ehemaligen Kremlherm. Für uns ist es ein Kapitel Zeitgeschichte.

ZINKJUNGEN. Afghanistan und die Folgen. Von Swetlana Alexejewitsch. S. Fischer Verlag. Frankfurt 1992. 233 Seiten, öS 232,40.

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