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Über den braunen und roten Terror

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Er ist Taxifahrer in Toronto, der 58jährige George Gabori. Das macht ihn keineswegs zu einer Person des öffentlichen Interesses. Aber er war Häftling in den Gefängnissen und Lagern beider großen totalitären Systeme dieses Jahrhunderts, lernte die Vernichtungsmaschinerien sowohl des Nationalsozialismus wie des Kommunismus von innen kennen — und überlebte sie.

Darüber hat der gebürtige Ungar ein Buch geschrieben, das vorerst nur in englischer Sprache vorliegt: „When Evils were most free”. Kürzlich stellte es Gabori in der Wiener Buchhandlung „Shakespeare & Co.” vor und verhandelte mit einem österreichischen Verlag über eine deutsche Ausgabe dieser außergewöhnlichen Polit-Autobiographie.

Gabori war 20 und Jugendführer der ungarischen Sozialdemokratischen Partei, als er nach dem Sturz des Horthy-Regimes 1944 in die Hände der GESTAPO geriet und ins KZ Dachau deportiert wurde. Er überlebte es ebenso wie das Arbeitslager Turck-heim, aus dem er drei Tage vor der Ankunft der Alliierten entfloh.

Zurück im Nachkriegs-Ungarn, wo er die Parteiarbeit bei den Sozialdemokraten wieder aufnahm, zog er alsbald die Feindschaft der Kommunisten auf sich. Nach der Machtübernahme der KP wurde Gabori verhaftet, gefoltert und dreieinhalb Jahre lang wiederum in ein Arbeitslager gesteckt: Recsk, der ungarische GULAG.

Was er damals seinen roten Gefängniswärtern ins Gesicht sagte, sagt er auch heute: daß sie sich durch nichts von den Nazis unterschieden.

Nach dem ungarischen Aufstandfloh Gabori ins kanadische Exil, völlig ernüchtert von der politischen Praxis. Denn wie ihm sein Lehrer im KZ, „Onkel Eugen”, erklärte, gibt es in der Politik das nicht, wonach Gabori immer strebte: Gerechtigkeit. „Glück”, meint er heute, „ist es, ein Taxler in Toronto zu sein...”

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