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Überfall in Wien

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In der sich formierenden Kritik unseres Wirtschaftssystems, zuletzt auch in einer Publikation der Katholischen Sozialakademie, zeichnet sich immer deutlicher eine Differenzierung verschiedener Eigentumsformen ab. Angesichts der Forderung nach möglichst breiter Streuung von Eigentum und Macht beginnt man zwischen im persönlichen Gebrauch stehenden Gütern (etwa Autos, Wohnungen usw.) und solchen Gütern zu unterschieden, die der industriellen Produktion dienen. Letztere, den „Kapitalisten“ gehörende Güter, sollen nun sozialisiert werden. Vergessen wird aber von diesen Gesellschaftsver- besserem immer wieder, daß der Eigentumsbegriff, den manche sozialistische Rathausherren, zumal der Gemeinde Wien, entwickelt haben, jeden „Industrie-Kapitalisten“ in den Schatten stellt. Gemeint sind die Eigentümer-Allüren, die SP-Po- litiker enwickeln, wenn es um in ihre Verantwortung fallende öffentliche Einrichtungen geht. Jüngstes Beispiel: In einem Bericht an den Stadtsenat heißt es, der ÖVP-Stadt- rat Erhard Busek sei eines Morgens um 4.25 Uhr „überfallsartig“ in eine Straßenbahnremise „eingedrungen“, ohne sich vorher beim zuständigen Werkstättenleiter zu melden. Na klar, den Schwarzen „gehört“ die Straßenbahnremise eben nicht. Betriebsbesuche oppositioneller Po- litikermüsseninHinkunftwohlbeim Rathausportier angemeldet werden. Wirtschaftsanalytiker aller Schattierungen sind daher aufgerufen, neben den bösen „Kapitalisten“auch die Wiener Rathausgarde wegen ihres deformierten Eigentumsbegriffes anzuprangem.

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