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Überraschungen

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Die sommerliche „Sauregurken-zeit“ erlaubt es den Verleihern, nicht nur ihre alten, abgespielten Filme wieder einzusetzen, sondern auch jene neuen loszuwerden, die sie in der Hauptsaison nicht vorzuführen wagen. Da läuft — ohne Reklame, Pressevorführung oder auch nur Zeitungsbenaohrichtigung — ein Film an, der sich plötzlich nicht nur als durchaus sehenswert, ja sogar als künstlerisch entpuppt, sondern sogar darüber hinaus auch geschäftlich erfolgreich ist.

Der 1971 in England gedrehte und diese Woche in Wien eingesetzte Horror-Thriller „Der Keller“ (The Beast in the Cejlar) ist beileibe kein Filmkunst werk; doch ist die Geschichte zweier alter Damen, in einem einsamen Landhaus in Lan-cashire lebend, in deren Umgebung allnächtlich grauenhafte Morde geschehen, die von einem reißenden Tier herrühren könnten, so spannend und interessant — und vor allem vom Darstellerischen her so bedeutsam —, daß der Film eine bessere Zeit verdient hätte. Beryl Reid und Flora Robson sind den Hollywood-Stars Bette Davis und Joan Crawford durchaus ebenbürtig, schade ist nur, daß James Kelly und nicht Robert Aldrich den unlogisch verflachenden (und sehr billig deutsch synchronisierten) Film geschrieben und inszeniert hat. Etwas für Freunde gehobener Gruselatmosphäre ...

Auch das japanische Gegenstück zu dem Kriegsmonumentalfllm „Der längste Tag“ amerikanischer Herkunft, der Spiel-Dokumentarfilm „Kamikaze Okinawa Zero“, verdiente mehr als sommerliche Kinoflaute. Dieser ungeheuer aufwendig und dokumentarisch-seriös von Kihachai Okamoto inszenierte Film über die amerikanische Invasion auf Okinawa zeigt erschütternd den Wahnsinn des Krieges und falsche Ehr- und Heldenbegriffe auf, wobei allerdings — wieder — ein gewisser nationaler Stolz durchzuschimmern beginnt. Doch mag dies verständlich, entschuldbar sein — wir jedenfalls vermögen nur fassungslos vor all dem übernaturalistisch dargestellten Grauen zu sitzen, an das wir uns angesichts der täglichen Fernsehnachrichten beim Abendessen immer mehr zu gewöhnen scheinen.

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