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Um das Kind

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Nicht sosehr um die betrogene Frau noch um den Leichtsinn des Mannes, nicht um Schuldzuweisung, sondern um das Kind geht es in Puccinis „Madama Butterfly", wenn man der neuen Interpretation des Werkes in der Grazer Oper folgt. Regisseur Peter Kon witschny erzählt die Geschichte der kleinen „Frau Schmetterling" auf neue und originelle Weise - mit deutlich moralischem Appell ans Publikum.

Es beginnt mit Schwarz-Weiß-Fotos von Käuflichem samt Auspreisung in Dollar, nimmt seinen Fortgang in einer bunt-prächtigen Darstellung der archaischen Gegenwelt; ein Meisterstück die Bühne Jörg Koßdorffs; ein Kartenhaus setzt sich allmählich zusammen aus Architekturteilen, die an japanische Schriftzeichen gemahnen, und über dem als böser Dämon Onkel Bonze, ein rot-schwarzer Drache, hereinschwebt als Wahrer der Konvention. Dann der Haushalt der Alleingelassenen: Alkohol und Aggressivität beim vergeblichen Warten auf den Geliebten; Indianerspiele mit dem Kind, immer hektischer laufende Filmeinspielun-gen aus der Business-Welt - schließlich der Zusammenbruch, das Ende für beide. Und das Kind in dieser schon alltäglichen Scheidungsgeschichte? Alleingelassen, geht es die Hügel hinauf ins Weite...

Trotz mancher Überzeichnung ist das eine legitime Ausdeutung des Librettos, vor allem aber der musikalischen Sprache Puccinis. Sehr gute Sänger (Maureen Browne, Hans Aschenbach), kein Leerlauf, große Intensität auf der Bühne und im Orchester (Dirigent: Wolfgang Bozic).

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