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Unentbehrlich ?

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„Wie war es, was haben Sie empfunden?“ Reporterfragen prasselten auf die Uberlebenden der ,J\.chille Lauro“ ein, sobald man ihrer habhaft werden konnte. Der italienische Luxusliner in den Klauen des nahöstlichen Terrors war die Sensation der vergangenen Woche.

Keine Gazette konnte umhin, dem internationalen „Großereignis“ mit politischen Nachbeben entsprechenden Platz einzuräumen. Jede Rundfunkanstalt brachte die verwundenen Geschichten um Geiselnahme und Terroristenkaperung als Topmeldung.

Die politischen .JZaubers-gschichten“ ließen dabei auch eine neue Facette österreichischer Medienwirklichkeit in hellstem Glanz erstrahlen. Die seriöse außenpolitische Berichterstattung mußte einer breit angelegten Boulevardisierung Platz machen — unter reger Beteiligung des ORF. Der Unterhaltungswert des Geiseldramas bekam Oberwasser.

Zunächst durften um ihre Angehörigen bangende Familien ihre Seelenqualen — in der politischen Informati-onßsendung — vor laufender Kamera ausbreiten.

Als dann die erste Geisel Heimatboden betreten hatte, blieb sie im Bild, bis ihr angesichts der Erinnerungen die Stimme brach.

Bei der kollektiven Rückkehr der Befreiten hatte der ORF gleich ein Kamerateam im Flugzeug, um die Stimmung einzufangen.

Die Wiedersehensfreude und Politikerbegrüßung — so etwas wird immer unentbehrlicher — am Flughafen .Schwechat lieferte die .Zeit im Bild“ ebenfalls frei Haus.

Die breit ausgewalzten Emotionen machten deutlich, daß zur Boulevardisierung der Information nicht unbedingt elektronische Konkurrenz notwendig ist. Das „Ö-Bild International“ wurde mit all seinen Peinlichkeiten auch so Wirklich-keit.

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