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Ungarn Avantgarde

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„Das Buch Hrabals“ von dem Sprachvirtuosen Peter Esterhazy (1950 in Budapest geboren) fabuliert enzyklopädisch. Gott und die Welt, Philosophie, Literatur, Albert Einstein und Werner Heisenberg bringt der gelernte Mathematiker fachkundig zur Sprache, natürlich auch den tschechischen Autor Bohumil Hrabal.

„Über etwas schreiben - was bedeutet das? Nichts.“ Ein ungarischer „Schriftsteller“ arbeitet kollegial über den populären Satiriker, seine Frau Anna liebt ihn par distance, die ganze Sippschaft wird drastisch gezeichnet, und trotzdem ergeben die vielen Romangedanken einen Gedankenroman. „Der Herrgott, mit anderen Worten der liebe Gott“ ist universell präsent, „obwohl er, und wegen des frivolen Wortes bitte ich um Nachsicht, eine Teilzeitbeschäftigung bei den Katholiken hatte“. Immerhin: „Die Welt wird nicht immer schlechter, sie wird immer weniger unschuldig. Ein guter Satz.“ Es schmerzte den Herrn an dem berühmten Mathematiker Heisenberg, „daß dieser Kerl die Unschärferelation berechnet hatte...“ Freilich, daß dieses ungarische Sprachkunstwerk zü einem deutschen werden konnte, verdankt der Autor seiner kongenialen Übersetzerin, der deutsch-ungarischen Schriftstellerin Zsuzsanna Gahse, die zwar seit 35 Jahren deutsch schreibt, aber ihre Muttersprache sozusagen im Blut behielt. Das Buch: Amüsant auf höchstem Niveau.

DAS BUCH HRABALS. Von Peter Esterhazy. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1991.195 Seiten, öS 248,-.

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