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Unglückliche Pseudo-Originalität

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Was einem da in einem schwarzen Pappkarton präsentiert wird, ist immerhin originell, sieht man einmal vom literarisch sein wollenden Inhalt ab. B. S. Johnsons Prosa, die ein anarchischer Roman ohne wirklichen Erzählgang sein will, zeichnet sich nämlich dadurch aus, daß man als verblüffter Rezensent plötzlich größtenteils

unpaginierte Blätter und Bögen in Händen hält, welche man ganz nach Gutdünken durchlesen kann.

Kann, wohlgemerkt, denn die Lektüre ist ebenso sinnlos wie mühsam. Johnsons chaotisches .Elaborat, vom Verlag natürlich wieder einmal als Werk eines der „originellsten britischen Schriftsteller dieses Jahrhunderts" gefeiert, entpuppt sich als reichlich öde und substanzlose Angelegenheit

Irgendein Sportreporter macht sich zu einem Fußballmatch auf, memoriert dabei seine Bekanntschaft mit einem an Krebs verstorbenen Freund, vollzieht seine Alltäglichkeiten im Restaurant und auf den Stadionrängen. Von Ironie und atomisierter Wahrnehmung ist dabei jedenfalls wenig zu merken, indessen enervieren den Leser die endlos scheinenden Satzkaskaden und geschwätzigen Abschweifungen, machen jeglicher Geduld ein Ende.

B. S. Johnson weilt längst nicht mehr unter den Lebenden, er verstarb vierzigjährig im Jahr 1973. Sein Schicksal mag ja wirklich das eines Unglücksraben gewesen sein, doch das Buch „Die Unglücksraben" stellt eine schreiberische Uneigentlichkeit par excel-lence dar, die beispielsweise den genialen Neuerer des modernen Romans, nämlich Louis-Ferdinand Celine förmlich beleidigt. Alles schon dagewesen, aber nur sehr viel besser. Selbst Andreas Okopenko oder Arno Schmidt wären in jener attraktiven Kartonschachtel so nicht eigentlich prä-sentabel.

DIE UNGLÜCKSRABEN

Von B. S Johnson

Aus dem Englischen von

Thomas Mohr.

Franz Schneekluth Verlag, München 199). Ca 200 ungebundene Seiten, öS 5)0,-.

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