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Unnötiger Aufwand

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Die „Nachtlese” - schon der Titel ist gut erfunden - ist eine sehr wertvolle Sendung, wenn in ihr, wie bisher, auch qualitätvolle Texte gebracht werden. Aber neulich, die Wilhelm-Busch-Lesung durch Otto Schenk, war eine total verpatzte Sache. Schon dadurch, daß ein Schauspieler liest, droht eine gewisse Dramatisierung, die Verse selten vertragen. Die witzigen Wil- helm-Busch-Verse kann man aber nicht so bald umbringen. Dem Herrn Schenk ist es fast gelungen. Busch braucht keinen Vortragskünstler, schon gar nicht einen so outrierenden. Hier ist Einfachheit geboten. Ein Schmunzeln, ein Lächeln, eine Pause vor der Pointe genügt. Und erst recht die ,Illustrationder aufwendige Rahmen! Das zeigte nicht nur von mangelndem Stilgefühl, sondern war auch geschmacklos. Hat es einen besseren Illustrator gegeben, als Wilhelm Busch für Wilhelm Busch? Muß man bei jedem Szenenwechsel in den Abenteuern des heiratslustigen Herrn Knopp jedesmal aufwendige Kulissen aufbauen? Und muß sich Herr Schenk unbedingt vor aller Augen aus- und anziehen? Ein Mann in Unterhosen ist nun eben mal kein lustiger Anblick. Und so schön ist unser Rezitator nun auch wieder nicht. Hier wurde ganz überflüssigerweise viel Geld ausgegeben. Für einen Autor, der keine Kulissen braucht. Und wenn schon einer in dem großen TV-Apparat auf diese unglückliche Idee gekommen ist: Herr Schenk ist ja selbst Regisseur und hätte es leicht verhindern können.

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