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Unrath tanzt

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(Bregenzer Festspiele; „Der Blaue Engel” nach Heinrich Ma'nn) Die Rolle des unseligen Professor Unrath, der sich in den Netzen des unbarmherzigen Engels vom Kabarett verstrickt, scheint sich der große französische Tänzer auf den Leib geschrieben zu haben, mit Hilfe seiner Technik hat er seine großen Momente in den Wandlungen; vom gestrengen Schulmeister zum kopflosen Liebhaber, vom (betrogenen) Gatten zum resignierenden alten Mann, der am Ende noch in die Maske des Clowns schlüpfen muß. Die renitenten Schüler werden von Lohmann (Jean-Pierre Aviotte) angeführt, der Sprungkraft, Eleganz und starke pantomimische Ausdruckskraft vereinigt.

Für die Umsetzung der Romanhandlung in Choreographie hat Roland Petit seine Wahl geschickt getroffen: Auftritte des Professors mit den Studenten, Szenen des bösen Engels Rosa Fröhlich, intime Szene in der Garderobe, nervenzerrüttendes Eheleben und schließlich die Bruchlandung beim Kabarett.

Pasquale Doye als Einspringe-rin in der Titelrolle ist zwar technisch untadelig, ihre Noblesse entspricht jedoch der lasziven Rosa nicht.

Stilistisch ungereimt scheint, daß Petit den Studenten zeitgenössisches Tanztheater von dramatischer Wucht zuschreibt, sich beim Cancan zu viele Konzessionen an den Touristengeschmack eingeschlichen haben.

Das schöne Bühnenbild von Josef Svoboda deutet ungemein geschickt an, die Kabarettkostüme der Mädchen sind in ihrer Farbenpracht ein wahrer Augenschmaus. Die Musik kam vom Tonband, deutlich Brecht-Weill verpflichtet.

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