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„Uomo Universale”

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Er durchbrach, im zu Ende gehenden 16. Jahrhundert, das mittelalterliche Bild der Stadt - seltsam unschlüssig und uneinheitlich; er verfaßte eine kluge „Biblische und christliche Kriegsordnung” — und leitete seinen Niedergang mit erstaunlichen militärischen Fehleinschätzungen ein; als Fürsterzbischof unterstützte er die heraufdämmernde „Ecclesia triumphans”, ohne sich im gegenreformatorischen Eifer sehr hervorzutun.

Wolf Dietrich von Raitenau (1559-1677) war eine jener singu-lären Persönlichkeiten des alpen-ländischen Raumes, deren Spannkraft und Eigenwilligkeit der Renaissance entsprach. Eva Stahl hat, nach mehrjähriger geduldiger Archivarbeit, nun ein faszinierendes Porträt des kirchlichen Fürsten, seines glanzvollen Aufstiegs, seiner vielfältigen Tätigkeit wie des schmachvollen Endes gezeichnet.

Die Autorin schreibt damit auch ein Stück Sozial- und Sittengeschichte. Eva Stahl schildert minuziös das Vorgehen Wolf Dietrichs gegen aufsässige bäuerliche Untertanen, die raffinierten Machtspiele geistlicher und weltlicher Herren, nicht zuletzt die Liaison des Erzbischofs mit der hochgewachsenen, rothaarigen Bürgerstochter Salome Alt, der mehrere Kinder entsprossen sind.

Wolf Dietrich, ein „uomo universale” der Spätrenaissance, der sich seiner Verwandtschaft mit den Medici durchaus bewußt war, unterlag dem nüchternen Bayern Maximilian I. zweifellos als Opfer neuartiger politischer und religiöser Entwicklungen.

WOLF DIETRICH VON SALZBURG. Von Eva Stahl. Amalthea-Verlag Wien-München, 516 Seiten, Ln., öS 298,-.

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