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Ur-Boris

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Dank der Bayrischen Staatsoper in München und Regisseur Johannes Schaaf darf man die Urfassung des Zarendramas „Boris Godunow” von Modest Mussorgskij erleben - ohne Polenakt, ohne Liebeshandlung, ohne Revolution zum Schluß. Schaaf entwickelt das Schicksal des Boris, der ohne den zusätzlich vermeinten Hauptdarsteller, nämlich das russische Volk, noch mehr zur zentralen Figur des Stückes wird.

In einem überdimensionalen schwarzen Würfel, in den Soldaten der Roten Armee (!) das Volk treiben und in dem sich auch das unnötig aufgeputzte Ende abspielt, bleiben Todesangst und -wahn, erschreckende Einsamkeit, kurzum das menschliche Drama dieses Boris weitgehend auf der Strecke.

Musikalisch verordnet Dirigent Valery Gergiev dem Zuhörer Mussorgskij pur, mit allen Ecken und Schärfen des russischen Naturalismus. Hervorragend Paata Burchuladze in der Titelpartie, Kurt Moll als monumentaler Pimen, noch immer überwältigend Astrid Varnay als Amme. Nicht Folklore-Kitsch, sondern naturalistisches Psychodrama wäre das Fazit dieses „Ur-Boris” - eine interessante Alternative für die künftige Aufführungspraxis.

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