Honorige Hochschulverwalter in den USA rümpfen die Nase. Denn die Embry-Riddle Aero-nautical University gab ein Inserat im Wallstreet-Journal auf, das Mäzenen ganz unverblümt einen Sitz im Treuhänderrat verspricht, soferne sie mindestens eine Million Dollar spenden.
Gewiß wurden solche Ehrenpositionen seit Menschengedenken verwendet, um reiche Amerikaner zur großzügigen Unterstützung privater Colleges und Universitäten zu verlocken. Dabei wurde freilich stets die Form gewahrt. Man tat so, als ob Lebenserfahrung und Wissen des Treuhänders den Verwaltern angesehener Bildungs- und Forschungsstätten überaus wertvoll wären, wenn es auch in Wahrheit meist nur auf die Höhe der Beiträge ankam, welche der Kandidat selbst leisten konnte, oder von Freunden, Verwandten, Familientrusts oder Firmen aufzubringen versprach.
Die herkömmliche Vorstellung, daß die finanzielle Elite so fein sei, daß man sie, im rechtem Rahmen, vorsichtig sondieren muß, verschafft Scharen von Vermittlern ein sehr angenehmes Leben. Sie konkurrieren auf Golfplätzen, Jachten usw. um Zutritt zu dem beschränkten Kapital, das für den unersättlichen, guten Zweck zur Verfügung stehen mag.
Der Erfolg von Embry-Riddle beweist, daß es auch anders geht. Das wird den Wettbewerb um die Milliönchen der Mäzene einigermaßen' verschärfen. Schon wenige Stunden nach Erscheinen der umstrittenen Zeitungsanzeige meldeten 30 Anrufer Interesse am „Kauf” eines Trusteesitzes. Vier Tage später prüfte die kleine Universität bereits 75 seriös klingende Anträge.
1926 gegründet, spezialisiert sich Embry-Riddle auf die Ausbildung von Flugzeugingenieuren und Piloten, 4.100 Studenten besuchen den Lehrgang in Daytona Beach, Florida, bzw. an einer Nebenstelle in Arizona.
Wenn eine breiteren Kreisen bislang schier unbekannte Fachhochschule die Eitelkeit so vieler Geldsäcke kitzelt, kann man sich ausmalen, welche Mittel flüssig werden mögen, wenn erst renommierte Universitäten ihre Ehren-pöstchen im Wallstreet Journal auszuschreiben beginnen.
