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Verbale Abrüstung jet^t!

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Der Applaus schwillt an, der Mann am Pult schaut noch einmal kurz in sein Redemanuskript, erfaßt, instinktiv vielleicht, die Stimmung im Saal und weiß genau, was man jetzt noch von ihm erwartet: Die Opposition, greift der Redner tief in die Worttruhe des militärischen Jargons, betreibe „eine: Politik der verbrannten Erde“.

So geschehen bei der Rede des Vorsitzenden Fred Sino-watz vor den Delegierten des SPÖ-Parteitages in der Wiener Stadthalle.

Am Sonntag darauf hat der Bundeskanzler in der Fern-seh-Pressestunde seinen verbalen Kraftakt mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgenommen ,J5orry“, meinte Sinowatz, was so viel heißt wie: ,J£s tut mir leid“.

Dieses Eingeständnis ehrt den SPÖ-Vorsitzenden. Was ihn aber nicht der Verant-•wortung enthebt, eine verbale Abrüstungsinitiative einzuleiten, zunächst in der eigenen Partei, dann aber auch in Gesprächen mit dem politischen Gegner,

Sicher: Politik ist nichts für „Waisenknaben“, und wer austeilt, muß auch einstecken können. Nur: Worte, hat einmal jemand gesagt, sind wie ein Schwert. Das politische Parkett darf gerade in der pluralistischen Demokratie niemals mit einem Kriegsschauplatz verwechselt werden.

Die Zukunft wird zeigen, was die Sinowatz-Entschul-digung tatsächlich wert ist.

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