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Ilse Tieisch stammt aus Mähren, dem Land der Mitte und der Vermittlung, der milden Mährischen Brüder, der Heimat von Heiligen und Erziehern, Männern der Wissenschaft, Kunst, Politik und einer sehr versöhnlichen Dichtung.

Nach allem nämlich, was war, was durch die haßerfüllte Vertreibung oder Ermordung Hunderttausenden schuldlosen Menschen angetan wurde, spricht Ilse Tieisch in ihren fünf Büchern („Erinnerung mit Bäumen", 1979; „Die Ahnenpyramide", 1980; „Heimatsuchen", 1982; „Die Früchte der Tränen", 1988; „Die Zerstörung der Bilder", 1991) immer wieder auch von tiefer Menschlichkeit. Freilich zeigt sich ihr letztes Buch in seiner „unsentimentalen" und doch ihr Gemüt bewegenden Erfahrung, daß die von ihr erinnerten Bilder der Wirklichkeit heute nicht nur nicht mehr entsprechen, sondern oft grausam zerstört worden sind, so daß ein Ruf nach Wiedergutmachung durchaus berechtigt erschiene, wären da nicht so viele, hüben und drüben, die ihr Schicksal nicht nur beklagen, sondern sich mutig ihm stellen und lernen, einander zu verstehen, zu achten und, wer weiß, einmal vielleicht auch zu lieben.

Trotz oder infolge ihrer Skizzen-haftigkeit ist diese Pentalogie einer extrem gefährdeten äußeren und inneren Daseinsform derart geschlossen und wirksam gestaltet, daß ihr eine ausgesprochen episch-monumentale Bedeutung zukommt.

DIE ZERSTÖRUNG DER BILDER. Unsentimentale Reise durch Mähren und Böhmen. Von Ilse Tieisch. Styria Verlag. Graz/Wien/ Köln 1991. 166 Seiten. öS 168,-.

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