6895481-1980_09_16.jpg
Digital In Arbeit

Vergessene Helden

Werbung
Werbung
Werbung

Als sich vor zwei Jahren der Tag des „Anschlusses" zum 40. Mal jährte, spielten in den Reminiszenzen auch das Ja der österreichischen Bischöfe, die Empfehlung zur Volksabstimmung, das „Heil Hitler" des Kardinals eine große Rolle - inzwischen weiß man mehr darüber, wie es damals dazu gekommen war. Die Erinnerungen an den Sturm aufs Erzbischöfliche Palais im Oktober 1938 mußten die Relationen wieder zurechtrücken.

Wer aber weiß heute noch von der „Hilfsstelle für nichtarische Katholiken", die Kardinal Innit-zer in einem Hintertrakt des Palais eingerichtet hatte, kaum daß die Vernichtungsmaschinerie gegen alle „Nichtarier" in Gang gesetzt worden war? Wer weiß heute noch von der aufopfernden Tätigkeit dieser Handvoll £rauen unter der Leitung eines Jesuitenpaters, die sich bemühten, auch in Chaos und Hölle noch einen letzten Strahl Menschlichkeit zu erhalten?

Gertrud Steinitz-Metzler hat schon vor mehr als 30 Jahren ihre Erinnerungen niederzuschreiben begonnen, hat sie vor 20 Jahren veröffentlicht. Sie waren lange vergriffen, nun legt sie P. Lothar Groppe als Ordensbruder jenes Paters neu vor. Unschwer lassen sich die lockeren Pseudonyme klären, die Hauptfigur „Hildegard" als Autorin, der „Pater" als jener Ludger Born SJ, der heute noch in Hannover lebt, oder jener „Hochwürden Kaiser" in der „Kleinstadt, von der die Bahn in den Wallfahrtsort führt", als der spätere Kardinal König.

Es ist wert, sich auch dieser Taten wieder bewußt zu werden. Nur haben sich Sprachstil und Frömmigkeitsformen seit der ersten Niederschrift so sehr geändert, daß eine Neuauflage wohl auch eine Neubearbeitung vertragen hätte.

HEIMFÜHREN WERD ICH EUCH VON ÜBERALL HER. Von Gertrud Steinitz-Metzler. Im Selbstverlag P. Lothar Groppe. Druck: NO. Pressehaus, St. Pölten, 1980. 216 Seiten, öS 70,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung